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Neue OZ: Kommentar zu Fleischkonsum

Osnabrück (ots)

Verlorenes Lebensgefühl

Die alten fleischarmen Zeiten waren zwar nicht immer gut. Das bedeutet jedoch nicht, Bewährtes wie den Sonntagsbraten über Bord zu werfen. Etwas anderes bleibt nicht übrig, wenn die Rate der Fleischerzeugung weiter so anzieht wie in den vorigen Jahren. Was für Mast- und Schlachtbetriebe naturgemäß Anlass zum Jubel ist, kann auch Grund zum Grübeln sein.

Denn hinter der nackten Zahl von rund 8,2 Millionen Tonnen Schlachtfleisch im vergangenen Jahr verbirgt sich eine Entwicklung, die maßgeblich die Verbraucher vorangetrieben haben und der die Bauern gefolgt sind, um die eigene Existenz zu sichern. Man muss sich das klarmachen: 59 Millionen geschlachtete Schweine im Jahr bedeuten pro Minute rund 112 getötete Tiere - zwei Schweine pro Sekunde. In Wietze im Landkreis Celle steht der größte Geflügelschlachthof Europas. Eines Tages sollen dort jährlich 135 Millionen Hühner getötet werden. Pro Sekunde vier Tiere.

Aus dem Sonntagsbraten von einst ist ein Allerweltsgericht geworden. Das Besondere ging verloren, ebenso wie die Wertschätzung fürs Essen und ein gewisses Lebensgefühl. Billig ist Trumpf - zu oft zulasten der Tiere, zu oft für den Preis von Skandalen, von Dioxin bis Gammelfleisch. Ob Masse noch die richtige Strategie ist, steht auch deshalb infrage, weil ein Viertel des Fleischeinkaufs in Deutschland nicht im Magen, sondern im Müll landet.

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