Neue OZ: Kommentar zu Erntebilanz
Osnabrück (ots)
Der Druck der Geizkragen
Eine Ernteprognose ringt einem Bauernpräsidenten immer auch das Gespür für Verbal-Akrobatik ab. Joachim Rukwied, dem Neuen an der Verbandsspitze, ging das bei seiner Premiere nicht anders. Der Drusch war gar nicht einmal so schlecht. Aber zu sehr jubeln darf Rukwied nicht.
Denn es gilt die Devise: Des einen Freud, des andern Leid. Die Getreidebauern dürften sich dieses Jahr mit Aussicht auf gute Preise und Ernte vor allem bei Sommergerste, Roggen und Raps die Hände reiben. Schweine- und Geflügelhalter und Milchproduzenten stehen indes vor nicht so rosigen Zeiten; die steigenden Futterkosten wegen der höheren Getreidepreise machen ihnen zu schaffen.
Damit nicht genug: Rukwied, der ja alle Landwirte im Bauernverband zu vertreten versucht, muss sogar im Blick behalten, dass es selbst im Getreidesektor regionale Verwerfungen gibt: Die Landwirte in der Grafschaft Bentheim und im Emsland waren trotz sandiger Böden erfolgreicher als die Kollegen in der Hildesheimer Börde mit ihren fruchtbaren Lößböden.
Die Verbraucher wird es derweil freuen, dass der Bauernverband nur bedingt von steigenden Lebensmittelpreisen ausgeht. Für einen Liter Milch brauche ein Deutscher nur drei Minuten zu arbeiten, verspricht Rukwied. Doch was er als Erfolg anpreist, ist tatsächlich auch ein Jammer. Eine Geizkragen-Mentalität bei Lebensmitteln zwingt die Bauern dazu, nur mit Masse über die Runden zu kommen.
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