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Neue OZ: Kommentar zu Urteil Breivik

Osnabrück (ots)

Ein Land atmet auf

Es war, als hätte ein ganzes Land für einen Moment den Atem angehalten, gestern Morgen um zehn Uhr. Dann betrat eine kleine, energische Frau den Gerichtssaal und machte der Anspannung der vergangenen Monate ein Ende: Richterin Arntzen erklärte den Angeklagten für zurechnungsfähig. Die Reaktionen gleichen nun einem kollektiven Aufatmen. Der Mann, der Norwegen ein nationales Trauma zugefügt hat, muss für seine Taten die volle Verantwortung übernehmen - so hatten es die meisten Norweger gewollt.

Das Urteil ist geeignet, dem Land ein bisschen von der ersehnten Ruhe nach diesem aufwühlenden Jahr zurückzugeben. Auch, weil es außerordentlich überzeugend begründet wurde. Die beiden sich widersprechenden Gutachten, um die sich so viel drehte, wurden Punkt für Punkt auseinandergenommen und gegeneinander abgewogen. Breiviks Kriegsrhetorik etwa galt dem einen als Symptom einer Psychose, dem anderen aber als tatsächlich existierende Ausdrucksform einer rechtsextremen Subkultur - und diesen politischen Kontext erkannte nun auch das Gericht an. Daraus folgt aber nicht nur, dass der Attentäter ins Gefängnis muss. Sondern auch, dass seine Gedanken nicht die eines einsamen Irren sind. Er ist, obwohl ein monströser Einzeltäter, Teil eines größeren Problems. Denn überall gibt es Menschen, die so hassen wie er. Der Fall Breivik ist vorerst abgeschlossen. Das Problem seiner Ideologie bleibt.

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