Neue OZ: Kommentar zu Historikertag
Osnabrück (ots)
Erfahrungswerte gefragt
Digitale Medien verkürzen das Gedächtnis. Im Twitter-Zeitalter fluten Revolutionen wie Tsunamis über ganze Weltregionen. Ein Video reicht, um religiösen Fanatismus anzuheizen und Gewaltakte auszulösen. Neue Medien haben Reaktionen beschleunigt, Konflikte zugespitzt. Menschen denken und handeln in einem Zeitfenster, das sich immer weiter verengt. Die Beschäftigung mit Geschichte kann dazu beitragen, dieses Zeitfenster wieder zu vergrößern. Wer weitere Zeiträume der Historie überblickt, agiert in seiner Gegenwart mit mehr Bedacht und Umsicht. Geschichtswissenschaft als Beruhigungsmittel für eine überdrehte Welt?
Das wäre zu kurz gedacht. Wer Geschichte überblickt, kann hingegen besser einordnen, was heute geschieht. Der Blick in die Geschichte warnt davor, Irrwege wieder zu beschreiten. Der Blick in die Geschichte macht aber auch auf Modelle für gerechtes Zusammenleben aufmerksam. Wie gerecht wird es zugehen, wenn Konflikte um Ressourcen voll entbrennen? Historiker können und wollen keine Propheten sein. Aber sie vermitteln Erfahrungswerte. Genau die sind heute gefragt.
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