Neue OZ: Kommentar zu Joachim Witts Musikvideo "Gloria"/Bundeswehr
Osnabrück (ots)
Das Recht auf Kitsch
Dreiäugige Himmelsboten, blutige Tränen der Gottesmutter, Ölpest, Atomfässer, Flammenbälle - und mittendrin der Schlagersänger im geistlichen Ornat: Joachim Witts Video zu "Gloria" ist abgeschmackt; als kritische Zustandsbeschreibung der deutschen Auslandseinsätze kann man es allerdings kaum missverstehen.
Wenn der Bundeswehrverband sich in diesem Kriegskitsch verunglimpft sieht, ist er selbst schuld. Es stimmt: Der Clip zeigt deutsche Soldaten als Vergewaltiger. Einen Soldaten, der zum Engel wird, zeigt er auch - beides in einer vieldeutigen Fantasywelt, die man genauso gut als Albtraum deuten kann wie als Warnung oder eben als selbstverliebten Nonsens.
Kein Soldat muss das mögen. Aber die Kunstfreiheit gilt auch für schlechte Werke. Zur immer wieder eingeforderten Einbindung der Bundeswehr in die Gesellschaft gehört im Zweifel auch der Auftritt in einem trivialen Video. Die Truppe wird das überstehen - genauso wie eben erst die werbewirksame Umarmung Til Schweigers.
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