Neue OZ: Kommentar zu Datenklau/Gesundheitsministerium
Osnabrück (ots)
Beunruhigend
Manche Geschichten, die sich Autoren von Wirtschaftskrimis ausdenken, klingen unglaublich. Doch gelegentlich werden Drehbücher noch von der Wirklichkeit übertroffen. Ein aktuelles Beispiel ist der Provinzial-Chef, der eine Attacke auf sich nur erfunden hat - ein weiteres Beispiel ist der Datenklau aus dem Gesundheitsministerium. Dass den Apothekerverbänden einige Gesetzesentwürfe eher bekannt waren als Gesundheitsminister Daniel Bahr selbst, führt zu einer neuen, erschreckenden Qualität im Lobbyismus.
Beunruhigend ist dabei, dass offenbar selbst scharfe Sicherheitsüberprüfungen nicht ausreichten, um das dreiste, kriminelle Vorgehen eines IT-Mitarbeiters im Ministerium zu verhindern. Kaum auszudenken, welche Folgen ähnliche Formen der Spionage im Verteidigungsressort hätten.
Dass Lobbyisten ihr Fachwissen einbringen und mit harten Bandagen für ihre Interessen kämpfen, ist legitim. Das lässt sich angesichts ständiger Verteilungskämpfe im milliardenschweren Gesundheitsmarkt gut verstehen - auch wenn Verbandsvertreter mitunter mit ihrer aggressiven, penetranten Art nerven. Kontaktpflege und Argumentationshilfen sind das eine. Wenn Einflüsterer aber Gesetze verletzen, geht das zu weit. Die klare Distanzierung der Apothekerverbände vom Datenklau war daher notwendig, ist jedoch nicht hinreichend. Sie haben vom Informationsvorsprung profitiert - nun müssen sie bestmöglich zur Aufklärung des Skandals beitragen.
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