Neue OZ: Kommentar zu Literatur/Belletristik
Osnabrück (ots)
Neue Maßstäbe gesetzt
Die Königin der Fantasy-Romane J. K. Rowling hat es mit ihrer Marketing-Strategie zum Roman "Ein plötzlicher Todesfall" vorgemacht. Der König des Mystik-Thrillers Dan Brown zog nun mit "Inferno" nach: Sein Verlag ließ die Übersetzer wochenlang abgeschirmt von der Außenwelt wie in einem Bunker arbeiten. Sie durften weder Handys noch andere Kommunikationsgeräte benutzen; Journalisten bekamen den Roman wie alle anderen Leser erst zum weltweiten Erstverkaufsstart zu sehen. Eine Vorgehensweise, die angeblich Raubkopien verhindern soll, die aber nun offenbar auch neue Maßstäbe für die professionelle Buchkritik solcher Bestseller-Phänomene setzt: Mit "Inferno" kann man die Rezensionen in Form von "Live-Tickern" im Internet wohl nun nicht mehr - wie im Fall von J. K. Rowling - als amüsante Trotzreaktion der Feuilletonisten auf die restriktive Vertriebspolitik der Buchverlage werten. Die Turbo-Kritik passt sich der aufgeregten Inszenierung um den Verkaufsstart an. Im besten Fall ist Letztere so spannend wie der umworbene Roman, und die Kritik wirkt über eine durchlesene Nacht hinaus.
Elke Schröder
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