Alle Storys
Folgen
Keine Story von nd.DerTag / nd.DieWoche mehr verpassen.

nd.DerTag / nd.DieWoche

Neues Deutschland: Respekt - Kommentar zum erneuten Versuch, Sinti und Roma zur Minderheit zu erklären

Berlin (ots)

Es ist leicht, eilige Distanzierung zu üben, wenn es um den Schrecken von Rostock-Lichtenhagen vor 20 Jahren geht. Es ist nicht leicht, Sinti und Roma in Deutschland den Status einer nationalen Minderheit zu verleihen. Zwei Dinge, die nichts miteinander zu tun haben? Es waren gerade Sinti und Roma, die wegen behördlichen Versagens vor dem Sonnenblumenhaus in Rostock campieren mussten und damit den Unmut der Anwohner reizten. Denkschablonen rasteten ein, die ihre Parallele irgendwo in der Düsternis einer Zeit haben, in der Hexenverbrennung als gerechte Strafe für beunruhigende Auffälligkeiten von Zeitgenoss(inn)en galt.

Einer Bevölkerungsgruppe den Verfassungsrang einer Minderheit zu verleihen, kommt einer gesetzlichen Aufwertung, dem Bekenntnis zu ihrem Schutz, ihrem Erhalt gleich. Im Falle der Sinti und Roma könnte Aufwertung wenigstens zu Gleichrangigkeit führen. Das bereits seit 1992 diskutierte Denkmal für die von deutschen Faschisten umgebrachten Sinti und Roma ist noch immer nicht fertiggestellt, ein unwürdiges Beharren auf dem Begriff »Zigeuner« in der Inschrift begleitete den Denkmalstreit, der auch der Frage galt, ob die industrielle Ermordung von 500 000 Menschen eine Gleichbehandlung mit dem Holocaust rechtfertige. Derzeit werden Roma in Ungarn gejagt, aus Deutschland werden sie abgeschoben. In Kiel scheiterte der Versuch, Sinti und Roma (mit deutschem Pass!) den Minderheitenstatus zu verleihen, schon fünf Mal. Der Landesregierung gebührt Respekt, dass sie es ein sechstes Mal versucht.

Pressekontakt:

Neues Deutschland
Redaktion
CvD

Telefon: 030/2978-1721

Original-Content von: nd.DerTag / nd.DieWoche, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: nd.DerTag / nd.DieWoche
Weitere Storys: nd.DerTag / nd.DieWoche