NOZ: Islamwissenschaftler Ucar kritisiert Machokultur im Orient
Osnabrück (ots)
Islamwissenschaftler kritisiert Machokultur im Orient
Ucar: Distanz zur deutschen Gesellschaft könne zu Frust führen
Osnabrück. Straftaten wie in der Kölner Silvesternacht haben nach Ansicht des Osnabrücker Islamwissenschaftlers Bülent Ucar mit einer verbreiteten Machokultur im Orient zu tun. In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag) sagte Ucar, bei den Flüchtlingen, die derzeit in Deutschland ankämen, habe man es "vor allem mit jungen Männern zu tun, die getrennt von ihren Familien und Frauen sind". In Deutschland seien diese Männer auf sich alleine gestellt und hätten zunächst keinen echten Kontakt zur deutschen Gesellschaft. "Damit haben sie auch wenig Möglichkeiten, Frauen kennen zu lernen", sagte Ucar. Er fügte hinzu: "Das führt möglicherweise beim ein oder anderen zu einer Frusthaltung und entlädt sich in solchen Exzessen. "In den Medien werde nun suggeriert, "dass jeder muslimische Mann und alle Flüchtlinge Menschen sind, die potenziell Frauen herabwürdigen". Das sei jedoch eine Verzerrung der Realität.
Osnabrücker Islamwissenschaftler: Selbstmord mit Islam nicht vereinbar
Bülent Ucar sieht Selbstmordattentate als Erscheinung der Moderne
Osnabrück. Selbstmordattentate sind nach den Worten des Osnabrücker Islamwissenschaftlers Bülent Ucar nicht mit dem Islam zu vereinbaren. In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag) sagte Ucar: "Aus islamischen Quellen ist das nicht abzuleiten." Die Selbstmordattentate der vergangenen Jahrzehnte seien "ein Produkt des Traditionsbruchs und eine Erscheinung der Moderne." Klassische muslimische Gelehrte hätten Selbstmord in jeder Form abgelehnt. Mit Blick auf das Attentat in Istanbul, bei dem am Dienstag zehn Deutsche getötet wurden, erklärte Ucar, Selbstmordattentäter hätten ein anderes, politisiertes Islamverständnis. "Sie sagen, dass sie sich in einer Kriegssituation befinden und keine andere Waffe hätten, als sich in die Luft zu sprengen." Mit dieser Haltung müsse man sich theologisch und gesellschaftspolitisch stärker auseinandersetzen. Legitimiert würden Selbstmordanschläge von IS-Anhängern, bestimmten salafistischen Gruppen sowie von Anhängern eines politisierten Islamverständnisses, "die partiell nihilistische Züge" hätten. Dies lasse sich aber in dieser Form nicht auf die islamische Gelehrsamkeit oder die Tradition zurückführen.
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