Westfalenpost: Endlich Klartext, Herr Schulz!
Kommentar von Miguel Sanches zur Lage nach der Saar-Wahl
Hagen (ots)
Die Wahl im Saarland bietet den parteiinternen Kritikern von Angela Merkel keinen Raum; im Land fiel der Wechsel aus. Und doch hat sich auf Bundesebene viel verändert: der Blick auf den SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz, die Sicht auf rot-rot-grüne Experimente, der Glaube der Union an ihre Stärke. Auf breiterer Basis wird man erst Mitte Mai nach der Wahl in Nordrhein-Westfalen Rückschlüsse ziehen können. Die Angst vor Rot-Rot-Grün zu schüren, ist eine Karte, von der die CDU nicht wusste, ob sie noch sticht. Nun stellte sie im Saarland fest: Sie verfängt bei ihren Anhängern. Martin Schulz ist ein Profi. Der SPD-Chef hat den Hype um seine Person in den letzten Wochen wahrscheinlich nüchtern analysiert und gewusst, dass Stimmungen keine Stimmen sind. Was ihn wirklich beunruhigen muss, ist die Sache mit der Linkspartei. Bei der Suche nach den Gründen für den Erfolg der CDU an der Saar kommt das linke Spektrum ins Spiel. Definitiv hat die Warnung vor einem Linksbündnis politisiert und mobilisiert. Schulz hat die Linkspartei weder hofiert noch dämonisiert. Er war vorsichtig. Bislang: zu Recht. Wenn er eine Koalition mit der Linkspartei ausschließt, gibt er eine Machtperspektive auf - in aller Regel ein Nachteil. Schulz kann noch einige Wochen herumeiern, aber womöglich ist er dann nicht Herr des Verfahrens. Wenn man sich die vier Wahlen dieses Jahres als eine Reihe von Dominosteinen vorstellt - Saarland, Schleswig-Holstein, NRW und Bund -, ist ein Stein in Richtung CDU gefallen. Ob daraus eine Kettenreaktion wird, liegt an Schulz. Die Grünen und die Linke würden gern wissen, woran sie sind. Seine eigene Partei vermutlich auch.
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