Westfalenpost: Die neuen Rollen Schweigen ist Gold - bis zum Sonntag
Hagen (ots)
Von Bodo Zapp
Man sprach unter acht Augen und will erst wieder vor Mikrophonen und Kameras reden, wenn Entscheidendes zu sagen ist, also am Sonntagabend. Dann möglichst mit einer Zunge. Üben wir uns also in Geduld, bis ganz offiziell von der ersten Bundeskanzlerin Angela Merkel gesprochen werden kann. Vielleicht ja auch vom künftigen Vizekanzler und Außenminister Gerhard Schröder. Sag niemals nie! Solange nichts wirklich klar ist, bleiben Spekulationen unwidersprochen. Ein bisschen ist es wie vor der Bescherung: Alle sind neugierig, ob es Überraschungen gibt. Die Frage ist: Werden auch Ruten verteilt? Interessant ist die Beobachtung, wie Spitzenakteure der Parteien mit dem neuen Drehbuch umgehen, bevor die Rollen fest besetzt sind. Wenn der Umgangston die Musik macht, bereiten sich Union und SPD schon auf das Regierungs-Orchester vor. Abfällige Bemerkungen über die andere Seite? Das war einmal. Unvereinbarkeit der politischen Vorstellungen? Davon kann nicht wirklich die Rede sein. Vor Tische, vor dem Wahltag, hörte es sich anders an. Manch einer übt sich im großen Verhaltenssprung über Gräben, die er viele Jahre lang nicht tief genug ausheben konnte. Die Grünen freunden sich mit ihrer Attacke-Rolle in der Opposition an, die FDP probiert schon mal den Umgang mit der Union ohne Samthandschuhe. Und das Linksbündnis? Still ruht der Lafontaine. Zustimmung zur großen Änderung auf dem politischen Spielplan ist den Regisseuren sicher. Mehr als die Hälfte der Bürger begrüßt das Bündnis zwischen Union und SPD. Vermutlich noch mehr hoffen, dass sich der Vorhang hebt und endlich regiert wird.
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