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NRZ: Kommentar zur NRW-Landtagswahl
Essen (ots)
Die Siegerin der Landtagswahl heißt Hannelore Kraft. Die bis vor Kurzem reichlich unbekannte Mülheimerin hat ihrer Partei neuen Mut gemacht, mobilisiert und am Ende Ministerpräsident Jürgen Rüttgers den Schneid abgekauft. Die SPD feiert in NRW ihr Comeback. Zugegeben: Es ist kein strahlender Wahlsieg, aber angesichts des Bundestrends und innerhalb eines Fünf-Parteien-Systems ein grandioses Ergebnis. Herausragend haben die Grünen abgeschnitten. Sensationell: Das rot-grüne Projekt, das schon für die nächsten Jahrzehnte beerdigt wurde, ist wieder auferstanden. Jürgen Rüttgers hat eine schwere persönliche Niederlage erlitten. Als Landesvater schien er der sichere Sieger zu sein. Umso bitterer ist sein Scheitern. Für die CDU sind die Verluste in NRW ein historischer Absturz. Schwarz-Gelb ist nach nur einer Legislaturperiode abgewählt worden. Der Ministerpräsident wird dafür geradestehen müssen. Allerdings haben die Wähler nicht nur ihm, sondern auch der Berliner Koalition einen Denkzettel verpasst. Angela Merkel wird das Düsseldorfer Signal sehr ernst nehmen müssen. Allerdings kann die Schuld am schwarz-gelben Desaster nicht nur der Bundespolitik angelastet werden. Die Katastrophe ist auch hausgemacht. Jürgen Rüttgers hatte seine Partei nicht im Griff. Skandale kratzten an seinem früher tadellosen Ruf. Ausgerechnet im Wahlkampf wirkte er schwach und distanziert, wie ein König ohne Land. Seine Regierung verwaltete das Land mit einer Ruhe und Behäbigkeit, als wären Wahlen abgeschafft worden. Die Quittung für so viel Selbstgefälligkeit wurde gestern präsentiert.
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