Neues Deutschland: Tag der deutschen Einheit
Berlin (ots)
17 Jahre hält die Ehe zwischen Ost und West nun schon. Und das, obwohl die Wiedervereinigung etwas von einem One-Night-Stand hatte, nach dem beide am nächsten Morgen vor den Traualtar stürzen, weil sie das Gefühl haben, sich schon ewig zu kennen. Allerdings war mit der Einführung der D-Mark die Chance auf ein gleichberechtigtes Aufeinander-Zugehen vorbei.
Die Wiedervereinigung hat auch die Bundesrepublik aus ihrer beschaulichen Ruhe gerissen: 16 Millionen DDR-Bürger, die alimentiert werden mussten, weil der Osten wirtschaftlich nicht auf eigenen Beinen stehen konnte. Die 68-er Bewegung hat das Land besser verkraftet - es hat geschafft, sie zu integrieren.
Bei der DDR ist das so nicht gelungen - sie hängt immer noch am Tropf. Und wenn die Ostler schon bald nach der D-Mark wieder anfingen rumzunölen und sich an Brigadefeiern und Brotpreise zu erinnern - »Im Osten war nicht alles schlecht, das muss man ja mal sagen dürfen!« -, steckt darin der Frust jener, die sich untergebuttert fühlen, weil sie ihre kulturelle Identität gegen Konsumgüter getauscht haben.
Inzwischen ist die Morgengabe verjubelt. Wenige blühende Inseln statt blühender Landschaften: Dem Osten laufen wieder die Leute weg, der Arbeit hinterher nach München, Stuttgart oder Norwegen. Doch auch im Westen des Landes gibt es Gegenden, die langsam verarmen. Wie ein altes Ehepaar werden beide einander langsam immer ähnlicher.
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