Neues Deutschland: zur Mindestlohndebatte
Berlin (ots)
»Erste Gewerkschafter kritisieren Mindestlohn«, freut sich Springers »Welt-online«. Dass die Nachricht über den IG-Metaller Burkhard einen Plural verpasst bekam, muss am Wunsch gelegen haben, der der Vater des Gedankens war: Wenn einer fällt, fallen auch andere. Bitte jetzt aber nicht gleich von Verrat reden. Burkhard sagt nämlich: Mindestlohn ja, aber nicht von oben, sondern tariflich. Die Sorge, das Kapital könnte seinen Beschäftigten auch in den Branchen nur noch die Untergrenze zahlen, in denen man bisher mehr verdiente, ist nicht so weit hergeholt. Die Sorge um Gewerkschaften, die versuchen, ihre Schwäche durch den Gesetzgeber kompensieren zu lassen, auch nicht. Burkhard artikuliert aus einer privilegierten Stellung, womit Gewerkschaften sonst geizen: Solidarische Kritik am DGB-SPD-Mindestlohn von 7,50 Euro. Dabei gebe es, ohne gleich dagegen zu sein, durchaus etwas auszusetzen, etwa an der Höhe. Für die Metaller, die schon weit mehr vereinbart haben, ist das DGB-Ziel zu niedrig, weil es den Maßstab für kommende Mindestlohn-Auseinandersetzung versaut. Und selbst jene, deren Gewerkschaft derzeit nichts Besseres herausschlagen kann, sollten genau nachrechnen: 7,50 Euro laufen auf einen Bruttolohn von 1250 Euro hinaus. Das verkauft die SPD mit DGB-Hilfe im Wahlkampf als »Gute Arbeit«. Bei dem Verdienst muss unter Umständen sogar wieder der Staat »aufstockend« eingreifen. Der viel gepriesene Mindest- wäre, weil zu gering, doch nur ein Kombilohn.
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