Neues Deutschland: zur Absetzung eines ARD-Tatorts wegen der Brandkatastrophe von Ludwigshafen
Berlin (ots)
Dass die ARD darauf verzichtet, die für Sonntagabend geplante »Tatort«-Folge auszustrahlen, zeugt von Pietät. In dem vom Süd-westrundfunk (SWR) produzierten Krimi geht es um den Mord an einem Deutsch-Türken in Ludwigshafen, Titel: »Schatten der Angst«. Die Schatten, die derzeit auf der Stadt liegen, würden diesen »Tatort« unweigerlich in Zwielicht stellen - auch, wenn die Handlung um Liebe und Ehre in keinem Zusammenhang mit der Brandkatastrophe steht, die neun türkischstämmige Ludwigshafener das Leben kostete. SWR-Intendant Peter Boudgoust erklärte, mit der Verschiebung der Sendung »Rücksicht auf eine große Trauergemeinde« nehmen zu wollen. Das ist menschlich. Unmut regt sich bei den Senderverantwortlichen indes gegen Politiker, die zum Verzicht auf den »Tatort« aufgerufen hatten, ehe der SWR die Verschiebung mitteilte. Den Appellen von Kurt Beck (SPD) und Maria Böhmer (CDU) begegnete Boudgoust mit dem Kommentar: »Wir brauchen in Sachen Pietät keine Nachhilfe von Politikern«. Seit Bekanntwerden des Brandes habe man über eine Absetzung diskutiert, die Entscheidung sei längst gefallen gewesen, als Becks Staatssekretär sich beim Sender meldete. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass sich vor Beck und Böhmer das Soziale Netzwerk Deutschland und Wolfram Sondermann (LINKE) mit der Bitte an die ARD wandten, den »Tatort« zu verschieben. Umgehende Antwort der Zuschauerredaktion: Man halte an der Ausstrahlung fest. Vielleicht zeigen sich in dieser Auskunft nur Abstimmungsprobleme innerhalb der ARD. Möglich aber auch, dass der spätere Sinneswandel doch nicht ganz ohne Anstoß von Außen zustandegekommen ist.
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