Neues Deutschland: zur rot-grünen Einigung in Hessen
Berlin (ots)
Lange hat es gedauert, bis Andrea Ypsilanti über ihren Schatten sprang. Die damit ad absurdum geführten Unvereinbarkeitsschwüre der SPD gegenüber der LINKEN zeigen das dramatische Tempo der Geschehnisse, das die politische Fantasie vieler Beteiligter zuweilen offenbar weit überflügelt. Auch wenn anscheinend nur Grundrechenarten nötig waren, diese Situation vorauszusagen. Ihr persönliches Risiko zu scheitern hat Ypsilanti damit nicht wesentlich gemindert. Immerhin wurde ihr das Schicksal der einstigen Kieler Regierungschefin Heide Simonis oft und plastisch in Erinnerung gerufen. Dass sie es dennoch wagt, zeugt von Courage. Ob die sprichwörtliche linke gesellschaftliche Mehrheit damit einen Durchbruch feiern sollte und ob weiterführende Kooperationsversuche das Attribut »links« dann noch verdienen, bleibt offen. Doch die hessische SPD hatte zu entscheiden: Wortbruch, wie ihn die politische Konkurrenz ihr wegen des ungeklärten Verhältnisses zur LINKEN vorwirft, oder Wortbruch gegenüber dem Wähler. Ihm eine weitere Regentschaft Roland Kochs zuzumuten, obwohl sie es in der Hand hatte, diese zu beenden, wäre einer Bitte um Bestrafung durch die eigene Kleintel gleichgekommen. Wieder einmal. Der Verzicht auf einen Regierungsversuch wäre Ypsilanti mindestens ebenso übel genommen worden wie nun vielfach sicher der Rückgriff auf die LINKEN-Stimmen. Die Berliner SPD-Spitze hat sich rechtzeitig jeder Verantwortung entledigt.
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