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Neues Deutschland: zu deutschen Begrifflichkeiten

Berlin (ots)

»Du kömmst, o Schlacht! schon wogen die Jünglinge /
Hinab von ihren Hügeln, hinab ins Tal, / Wo keck herauf die Würger 
dringen...« Wohl niemand käme auf die Idee, Hölderlins hehre Zeilen 
auf das Gaza-Gemetzel zu beziehen. Marcel Reich-Ranicki nannte die 
Ode »Der Tod fürs Vaterland« furchtbar und aufregend-abstoßend.
 Weit weniger aufregend-abstoßend sind die dürftig-beschreibenden 
Begriffe und militärischen Euphemismen, die seit nunmehr drei Wochen 
die Berichterstattung über den Krieg in dem mediterranen 
Küstenstreifen prägen: Offensive, Luftschläge, Bodenangriffe, 
Vormarsch, Beschuss, Gefechte, Kampfgebiet ... Vokabeln, die ähnlich 
deplatziert wirken wie die Verse Hölderlins - angesichts eines 
Gemetzels, bei dem die Verteilung der bislang über tausend Getöteten 
jede Verhältnismäßigkeit sprengt, wie sie das sprichwörtliche Diktum 
»Auge um Auge, Zahn um Zahn« aus der hebräischen Bibel beschreibt. 
Immerhin sind sich sogenannte Konfliktforscher inzwischen weitgehend 
einig, dass es sich bei der Gaza-Invasion eher um einen »Krieg« als 
um einen »Konflikt« handelt. Inmitten der Termini technici der 
Nachrichtensprache erhebt sich bisweilen wie ein erratischer Block 
das Wort »Blutvergießen« - dessen alttestamentarische Herkunft einen 
Opferkult suggeriert, was dem Massaker an Hunderten Zivilisten eine 
kaum wünschenswerte Weihe verleiht. Bleiben wir doch bei Tucholskys 
Urteil über Kriege und Krieger: »Mord? Natürlich Mord.«

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Neues Deutschland
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Telefon: 030/29 78 17 21

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