Neues Deutschland: Bislang unbekannter Brief Rosa Luxemburgs gefunden
Neues Deutschland dokumentiert den Wortlaut
Berlin (ots)
Die Tageszeitung Neues Deutschland veröffentlicht in ihrer Montagsausgabe (19. April) einen bislang unbekannten Brief von Rosa Luxemburg. Er ist an die sozialdemokratische Presskommission in Leipzig adressiert und datiert vom 27. Februar 1902. In dem 15-seitigen handschriftlichen Schreiben in A 5-Format beschwert sich die deutsch-polnische Publizistin und Theoretikerin über Franz Mehring, Chefredakteur der »Leipziger Volkszeitung« (LVZ) zu jener Zeit. Er habe einen Artikel von ihr »in einer Weise... zusammengestrichen u. verstümmelt, dass ich niemals meine Zustimmung zu der Veröffentlichung gegeben habe würde«. Dabei handelt es sich um einen am 25. September 1902 in der LVZ erschienenen, namentlich nicht gekennzeichneten Beitrag unter der Überschrift »Zur Schlichtung der polnischen Zwistigkeiten«, der das Verhältnis von polnischer und deutscher Sozialdemokratie thematisierte.
Luxemburg-Forschern ist bis dato lediglich bekannt gewesen, dass es 1902 zu einem Zerwürfnis zwischen Rosa Luxemburg und Franz Mehring gekommen ist, die Gründe hierfür blieben jedoch weitgehend im Dunkeln. Das Rätsel löst der neu aufgefundene Brief. Er befand sich in Familienbesitz und konnte von der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen käuflich erworben werden. Die international renommierte Luxemburg-Biografin und Herausgeberin der Luxemburg-Briefedition Annelies Laschitza bestätigte die Echtheit des Schreibens und nannte den Fund »Gold wert«. Er schließe »eine Lücke in der Forschung hinsichtlich der nicht konfliktfreien Mitarbeit Rosa Luxemburgs in der LVZ«, bestätigt Klaus Kinner, Geschäftsführer der Stiftung, dem ND. Der Leipziger Geschichtsprofessor urteilt in seinem den Brief kommentierenden Beitrag in der Montagsausgabe des ND, dass dieser zugleich »einen Einblick in charakterliche Eigenheiten und Befindlichkeiten« Rosa Luxemburgs gebe.
Ihren Protest gegen die redaktionellen Eingriffe Mehrings in ihren Artikel begründete Rosa Luxemburg u.a. mit den Worten: »Es handelt sich hier nicht etwa um journalistische Eitelkeit oder gekränkte Eigenliebe, sondern um die elementarsten Gebote der schriftstellerischen Selbstachtung.«
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