Neues Deutschland: zur Gewalt in Großbritannien
Berlin (ots)
Die Wut greift um sich: Der Funke der Krawalle ist von London nach Liverpool, Birmingham und Bristol übergesprungen. Die üblichen Verdächtigen, giftete Tory-Innenministerin Theresa May und gab die Lösungsformel aus: Kriminelle, wir fangen sie alle und lochen sie ein! Zweifellos: Da geschehen unentschuldbare Delikte. In Armenvierteln werden die Armen geschädigt, verlieren Haus und Hof, Kleinladen oder Auto - das Wenige, was sie besitzen. Die weit verbreitete Wut sollte dennoch nachdenklich stimmen. Eine tragisch misslungene Polizeiaktion in Tottenham, eine grundlose Durchsuchung in Hackney waren nur die Funken, die das Pulverfass zum Explodieren brachten. Das Misstrauen der - vor allem, aber nicht nur - Jugendlichen mit karibischem Hintergrund hat auch mit Diskriminierung zu tun. Und mit einer Hoffnungslosigkeit, die von weißen Gleichaltrigen geteilt wird. Die früheren Hilfsarbeiterjobs am Fließband in der Fabrik sind im deindustrialisierten Britannien kaum mehr vorhanden, auch bei Bussen und Bahnen kürzen die Tories. Die Urenkelkinder der Migranten haben - von ein paar Ausnahmen abgesehen - noch weniger Chancen als ihre Vorfahren. Der Zusammenhang zwischen Jugendarbeitslosigkeit und Wutausbrüchen wie in den letzten Nächten ist offensichtlich. Freilich ist Plündern keine Lösung, so schwer sich bei manchen die soziale Frage stellen mag. Gefordert ist die Politik.
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