Neues Deutschland: Gastgeschenk für den Papst
Berlin (ots)
Nun ist er endlich da, der Mann, in dem Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) »einen der größten Denker unserer Zeit« sieht. Ein Denker? In der Tat. Der von Joseph Ratzinger geschätzte Philosoph Martin Heidegger benannte einmal als »Denker« jene Menschen, »die einen einzigen Gedanken ... zu denken bestimmt sind«.
Dieser eine Gedanke, den Ratzinger/Benedikt immer und immer wieder umkreist, ausformt, zergliedert und neu zusammenfügt, ist der Gedanke von der »Einen heiligen Kirche« - seiner Kirche -, die als letzte Bastion in einer Welt von Relativismus und Geistesverdunklung Rettung verheißt. In seiner Bundestagsrede verpackte er diesen Gedanken durchaus moderat in die Warnung vor einem europäischen »Positivismus«, der das christliche Erbe und so Natur und Vernunft bedrohe. Die von Medien und Politik über Monate hochgeschraubten Erwartungen, die zuletzt in dem bescheidenen Wunsch nach Zulassung wiederverheirateter geschiedener Katholiken zur Kommunion kulminierten, erfüllte der Papst indes nicht. Doch man wird weiter bis zum Abflug am Sonntag auf ein Signal hoffen.
Sei's drum! Das wichtigste Signal kam ohnehin am Vortag der Visite von Kanzlerin Merkel, die Forderungen nach Abschaffung der Staatsleistungen sowie Änderungen am Staatskirchenrecht strikt ablehnte. Was weitere Milliardensubventionen für die katholische (und die evangelische) Kirche sichert. Ein nobles Gastgeschenk. Ohne jede Vorbedingung.
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