Neues Deutschland: Gewalt in Ägypten: Sphinx Militärrat
Berlin (ots)
Der Militärrat selbst hat die Einsetzung einer Untersuchungskommission angewiesen, um herausfinden, wie es zum Ausbruch der Gewalt in Kairo kam. Eine undankbare Aufgabe. Denn wenig spricht dafür, dass es sich um sinnlose spontane Gewalt gehandelt hat, und wenig auch dafür, dass die Acht-Prozent-Minderheit von Christen in Ägypten den Aufstand probte.
Wer aber davon ausgeht, dass das nächtliche Massaker Organisatoren hatte, und denen politische Motive unterstellt, wird nicht daran vorbeisehen können: Das stärkste Motiv haben die Auftraggeber der Untersuchungskommission selbst, also der Militärrat. Dessen Beliebtheitskurve als vermeintlicher Garant der mittels Massenprotests erlangten demokratischen Veränderungen für die Ägypter zeigte zuletzt deutlich nach unten. Weil drängende Fragen der Ägypter bislang ohne befriedigende Antwort geblieben sind. Welche politischen Prämissen haben die Generäle in Bezug auf bürgerliche Grundrechte, die Aufarbeitung der Vergangenheit, die Bildung freier Parteien, Gewerkschafts-, Religionsfreiheit und nicht zuletzt Israel/Palästina? Hier bleiben sie rätselhaft wie die Sphinx von Gizeh. Und immer mehr Ägypter argwöhnen, dass dies kein Ausweis überbordender politischer Bescheidenheit ist. Wenn aber scheinbar undefinierte, gar noch religiös motivierte Gewalt auf die Straßen zurückkehrt, wird eine Militärherrschaft leicht an Akzeptanz wiedergewinnen. Und Hussein Tantawi, der Chef des Generalstabs, vielleicht nächstes Jahr Präsident.
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