Neues Deutschland: Streit um Ärztehonorare: Praxis zu
Berlin (ots)
Ärzte und Patienten - das ist eine ambivalente Beziehung. Sie wird demnächst auf die Probe gestellt, wenn Mediziner nach Aufrufen ihrer Funktionäre Praxen dicht machen. In der Hoffnung, dass die Patienten dann den Honorarstreit ausfechten und die gesetzlichen Krankenkassen statt der Millionen doch Milliarden rüberreichen? Nehmen Ärzteverbände unter ihren Mitgliedern eine Urabstimmung über die Schließung von Praxen vor, ist das ein Zeichen für das Versagen der ärztlichen Selbstverwaltung, der man doch hätte zutrauen müssen, eine gerechte Honorarverteilung zwischen West und Ost, Stadt und Land, Fach- und Hausarzt oder Psychotherapeut hinzubekommen und faire Verhandlungen mit denen zu führen, die einen großen Teil ihrer Arbeit finanzieren. Wenn die Unterschiede größer nicht sein könnten, ist das gewiss nicht den Patienten anzulasten. Wenn Verhandlungen scheitern, auch nicht. Der Patient hat nichts, was er aus Protest schließen könnte, außer seiner Haustür von innen. Er ist auf seinen Arzt angewiesen, und vertraut ihm in vielen Fällen mehr als sonst irgendjemandem. Ist er mit dem »Doktor« unzufrieden, sucht er sich vielleicht einen neuen. Aber er storniert nicht einfach seine Beiträge an die Krankenversicherung. Das eine, erklärte man ihm spätestens an dieser Stelle, hat mit dem anderen nämlich gar nichts zu tun. Aber womit hat es etwas zu tun, wenn sich Ärzte von dem Auftrag, die gesundheitliche Versorgung der Menschen sicherzustellen, vorübergehend verabschieden dürfen?
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