neues deutschland: Unbehaglich - Kommentar zum falschen Bio-Ei
Berlin (ots)
Bio liegt weiter im Trend. Die steigende Anzahl ökologisch erzeugter Produkte in den Supermärkten ist dafür der beste Beweis. Genau diese Tatsache müsste aber bei dem ein oder anderen aufmerksamen Verbraucher bereits vor dem aktuellen Eierskandal ein gewisses Unbehagen erzeugt haben: Denn dass die Lebensmittelproduzenten, von denen viele recht schnell auf den Bio-Zug aufsprangen, tatsächlich ihre Herstellungsbedingungen komplett auf die strengen Vorgaben umgestellt haben, schien schwer zu glauben. Für Bio-Schweine, -Rinder oder -Geflügel braucht man nicht nur große Auslaufflächen, sondern auch ökologisch erzeugtes Futter. Zudem dürfen kaum Medikamente eingesetzt werden.
Diese Vorgaben machen Bio-Lebensmittel aufwendig und damit teuer in der Herstellung. Dafür zahlt der Verbraucher aber auch gern mehr. Warum also nicht die Vorteile des Bio-Booms nutzen ohne die vermeintlichen Nachteile biologischer Landwirtschaft in Kauf zu nehmen? Für viele Produzenten scheint solche Denkart nur ein Kavaliersdelikt zu sein.
Das Grundproblem liegt aber im System: Auf Gewinn ausgerichtete Großkonzerne können eben keine guten Ökobauern sein. Massenproduktion schließt Tier- und Umweltschutz per se aus. Lässt sich aber mit etwas Geld verdienen, wird es in jedem Fall angeboten - notfalls eben als Mogelpackung. Der Verbraucher wird sich also weiter mit seinem berechtigten Unbehagen herumschlagen oder sein Konsumverhalten grundlegend ändern müssen.
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