neues deutschland: Amazon: Ende eines Geschäftsmodells
Berlin (ots)
Bei Amazon stehen alle Zeichen auf Streik. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di gab am Freitag bekannt, dass sich 97 Prozent der abstimmungsberechtigten Beschäftigten am Standort Leipzig in einer Urabstimmung für einen Arbeitskampf ausgesprochen haben. Vielleicht ist das das Ende eines Geschäftsmodells. Ob Bücher, CDs, Jeans oder TV-Geräte - billiger, billiger, billiger ist das Motto von Amazon und anderen Internethändlern. Denn der niedrige Preis ist der wichtigste Vorteil, den sie gegenüber ihren Konkurrenten vom traditionellen Einzelhandel haben. Das hat dazu geführt, dass die Käufer immer gieriger nach dem besten Angebot schauen. Für einen umfangreichen Preisvergleich muss man nämlich nicht mehr durch die halbe Stadt laufen, ein paar Klicks reichen aus. Doch irgendwie müssen die Internethändler es schaffen, immer am günstigsten anbieten zu können. Wenn der letzte Rabatt beim Hersteller ausgereizt ist, wirkt dann nur noch der Druck auf die Löhne. Und so baut Amazon sein Geschäftsmodell auf der ungebremsten Ausbeutung seiner Beschäftigten auf. Bisher lehnte das Unternehmen an seinen deutschen Standorten eine Tarifbindung ab und im Februar wurden die skandalösen Arbeits- und Lebensbedingungen seiner Leiharbeiter in Bad Hersfeld aufgedeckt. Falls sich ver.di nun mit seiner Forderung nach mehr Lohn durchsetzt, wird Amazon vielleicht nicht mehr das billigste Handy anbieten können. Dafür haben seine Beschäftigten dann mehr Geld in der Tasche.
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