neues deutschland: Gregor Gysis Sommerinterview
Berlin (ots)
Vielleicht sollte man Sommerinterviews einfach nicht allzu wörtlich nehmen. Der Drang gerade in Vorwahlzeiten, Sympathiepunkte bei potenziell hitzegeschädigten und ungnädigen Zuschauern zu sammeln, kann schon mal zu melodiöser Darbietung unversöhnlich formulierter Ansagen aus dem Parteiprogramm verleiten. So mag es auch Gregor Gysi gegangen sein, als er mit Blick auf die Bundestagswahl die Haltelinien für Regierungsbeteiligungen ein wenig aufknüpfte. Kampfeinsätze der Bundeswehr sind danach nicht verhandelbar. Auslandseinsätze unterhalb dieses Mandats aber schon? Die Auflösung der NATO steht nicht in den Haltelinien, davon abzulassen dürfte jedoch ebenfalls nicht von allen Teilen der Linkspartei goutiert werden. Niemand wird Gysi das besondere Maß an Freiheit laut absprechen, das er nicht nur beansprucht, sondern genießt. Dafür steht die Partei zu sehr in seiner Schuld, aber auch in einer sich regelmäßig erneuernden Abhängigkeit. Was mit seiner Prominenz zu tun hat wie mit seiner Fähigkeit, verschiedene Interessen unter einen Hut zu bringen - nicht zuletzt im eigenen Laden. Dass virtuelle Parteiführer Sätze sagen, die wieder eingefangen werden müssen, ist allerdings häufiger Makel in solchen Fällen. So etwas kommt auch anderswo vor und kann eine Crux für Parteiführungen sein. Vorsitzende der Linkspartei jedenfalls haben immer mal wieder unter den »eigenen« Schlagzeilen gestöhnt und an Erklärungen formuliert. Auch diesmal wird wohl nichts anderes übrig bleiben.
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