neues deutschland: Gewerkschaft NGG sieht Verhältnis zu Lieferando nach Kündigungen als belastet an
Berlin (ots)
Der Essenslieferdienst Lieferando hat einem Mitglied der Initiative "Liefern am Limit" im August überraschend gekündigt. Dies berichtet die Tageszeitung "neues deutschland" in ihrer aktuellen Ausgabe (Freitag). Keno Böhme, der seit März für Lieferando gearbeitet hatte, wirft dem Unternehmen vor, ihn wegen seines gewerkschaftlichen Engagements gekündigt zu haben. Fast zeitgleich wurde auch ein weiterer gewerkschaftlich organisierter Fahrer entlassen. Offiziell wurde Böhme wegen seiner »Performance« gekündigt.
Bislang war das Verhältnis zwischen Lieferando und der Initiative kooperativ, anders als etwa beim Konkurrenten Deliveroo. Auf Beschwerden der Fahrer habe man dort meist reagiert. Die Arbeitsbedingungen bei Lieferando gelten als besser, so stellt das Unternehmen seinen Fahrern Arbeitskleidung gegen Pfand und eigene E-Bikes zur Verfügung. Außerdem zahlt Lieferando auch die gesetzlich vorgeschriebene Kilometerpauschale.
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten kritisiert das Vorgehen. NGG-Sekretärin Laura Schimmel sieht die bisherige Kooperation mit Lieferando nun einseitig aufgekündigt. »Wir haben mit Lieferando Absprachen treffen können, aber es gab natürlich trotzdem Probleme", erklärt sie gegenüber "nd". So gebe es nach wie vor keinen Betriebsrat bei dem Unternehmen.
In den vergangenen Monaten hatten sich mehrere Kuriere über Probleme mit den E-Bikes beklagt. Böhme hatte diese Beschwerden an Lieferando herangetragen. Mindestens neun kleinere und größere Unfälle habe es von Juni bis August gegeben. Videos, die »nd« vorliegen, dokumentieren etwa durchdrehende Vorderreifen bei Nässe und ausbrechende Lenker. »Es war das erste Mal, dass es ein Problem gab, das nicht gesetzlich geregelt ist. Da hörte der gute Wille auf«, sagt Böhme.
Lieferando widerspricht der Darstellung. Die E-Bikes seien vom TÜV geprüft und würden von einem Meister instand gehalten, so Pressesprecher Joris Wilton gegenüber »nd«. Das bisherige Verhältnis zu der Initiative "Liefern am Limit" sei von den Kündigungen nicht beeinträchtigt.
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