"nd.DerTag": Politologe Kiess erwartet rechte Mobilisierung zum Thema Kriegsfolgen
Berlin (ots)
Der Politologe Johannes Kiess erwartet, dass die rechtsextremen "Freien Sachsen" künftig weniger die Coronamaßnahmen als vielmehr den Krieg in der Ukraine und dessen Folgen für ihre Mobilisierung nutzen werden. Man könne gerade "verfolgen, wie rechte Narrative angepasst werden und wie austauschbar dabei Themen sind", sagte Kiess der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "nd.Der Tag" (Montagsausgabe). Er rechnet damit, dass vor allem steigende Lebenshaltungskosten instrumentalisiert werden und rechten Protesten Zulauf verschaffen könnten, sagte der Wissenschaftler, der Vizedirektor des Else-Frenkel-Brunswick-Instituts an der Universität Leipzig ist: "Die Wut wird sich nicht mehr gegen Putin richten, sondern dagegen, dass die Tankfüllung so teuer geworden ist."
Nach Beobachtung von Kiess gibt es in der rechtsextremen Szene unterschiedliche Reaktionen auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die "Freien Sachsen" bewunderten Russlands Präsident Wladimir Putin als "autoritären Führer, der ein antidemokratisches System geformt hat". Andere Gruppen unterstützten die Ukraine. Der Schulterschluss in der Szene, der während der Coronaproteste geübt wurde, drohe daher vorübergehend zu bröckeln. Er rechnet aber damit, dass die extreme Rechte von der schwierigen politische Situation mittelfristig profitieren kann. Sie versuche, Kapital aus gesellschaftlichen Krisen zu schlagen: "Welcher Art die Krise ist, ist gleichgültig."
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