Neues Deutschland: Neues Deutschland, Berlin, kommentiert Koalitionsvereinbarung
Berlin (ots)
Das werde eine »ganz miese Ehe«, meinte einst Günter Grass, als sich Ende 1966 das erste Mal in der Bundesrepublik eine große Koalition zusammenfand. Und: Die Jugend werde sich »nach links und rechts verrennen«. Das tat diese auch, vor allem in die eine Richtung und mit roten Fahnen. Die große Koalition, heißt es seither, habe viel zum Aufschwung der außerparlamentarischen Opposition in den 60er Jahren beigetragen. Fast 40 Jahre später ist wieder von einer Ehe die Rede. Die Neuauflage des schwarz-roten Regierungsbündnisses sei »keine Liebesheirat«, meint etwa der designierte SPD-Vorsitzende Matthias Platzeck. Miese Ehe, keine Liebe - gibt es da noch weitere Parallelen? Ist vielleicht sogar zu hoffen, die Koalitionsarchitektur könne erneut außerparlamentarischen Protest beleben? Ein »heißer Herbst«, von dem auch dieser Tage schon wieder die Rede war, wird nicht einfach auf die Wiederholung von Geschichte setzen können. Genausowenig, wie sich die Kritiker der herrschenden Politik nun darauf verlassen sollten, dass anders als 1966 ff. eine echte Oppositionspartei im Bundestag sitzt. Wer wirklich etwas ändern will, muss gegen die große Koalition am Kabinettstisch eine große Koalition der Betroffenen in Stellung bringen. Der eher studentisch geprägten APO der 60er Jahre ist dies nicht gelungen. Ob es der Sozialprotestbewegung von heute gelingt, bleibt abzuwarten
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