Neues Deutschland: zur Wahl von Angela Merkel
Berlin (ots)
Angela Merkel ist am Ziel ihrer Wünsche - und endlich Chefin im Kanzleramt. Verständlich, dass sie nach Wochen hängender Mundwinkel ihr schönstes Lächeln hervorholte und auch die etwa 50 Gegenstimmen aus der mühsam gezimmerten schwarz-roten Koalition tapfer wegsteckte. Stoiber konnte die Unionskandidatin - so sehr er sich auch mühte - nicht stoppen. Schröder musste sich ihr - so sehr er sich auch sträubte - geschlagen geben. Und des Vorgängers Männerfreund hat sie bereits nach Moskau eingeladen. Merkels Fans jubeln in höchsten Tönen: Die erste Frau überhaupt in diesem Amt, erste Ostdeutsche, jünger als alle Vorgänger, mit den meisten Stimmen gewählt, die je ein Kanzler erreichte. So viel Bonus war noch nie. Zumindest verbal. Doch ob all das für eine ganze Legislatur oder länger reicht, wagt keiner zu prophezeien. Denn das Bündnis zweier, die jeder für sich die Wahl verloren, ist wahrlich nicht unbedingt Erfolgsgarantie. Schon der Streit um Merkels Richtlinienkompetenz wie der mühsam ausgehandelte Koalitionsvertrag, bei dem sich wechselseitig Sozial- wie Christdemokraten im Hintertreffen wähnten, lässt künftiges zermürbendes Gezerre erahnen. Die Kanzlerin, so sagen die Getreuen aus der Union, sei sehr teuer erkauft worden - und kündigen für die Zukunft ihre Forderungen nach Preisnachlass an. Und auch die Koalitionäre, die dieser Regierung völlig unzutreffend das Attribut »Rot« bescheren, werden bald den Lohn für ihr Wohlverhalten einklagen. Angela Merkel ist am Ziel ihrer Wünsche. Und am Start einer Ochsentour.
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