Neues Deutschland: zur Politik des Westens gegenüber Iran
Berlin (ots)
»Verdammt will ich sein, wenn ich mich demütigen lasse.« Diesen Spruch des Imams Hussein, Enkel des Propheten, zitierte gestern Mahmud Ahmadinedschad. Irans Präsident machte damit klar, dass sein Land nach der Einschaltung des Sicherheitsrates in den Konflikt um Teherans Atomprogramm zu keinerlei Einlenken bereit ist. Die US-Regierung kündigte derweil an, vor dem wichtigsten Entscheidungsgremium der UNO sofort eine so genannte Präsidentenerklärung mit Forderungen an Iran anzustreben. Washington will es also gar nicht erst mit einer - weniger gewichtigen - »Presseerklärung« versuchen. Sanktionen seien derzeit nicht im Gespräch, sagte Außenamtssprecher McCormack. Ein deutlicher Hinweis, dass sie das nächste Thema sind. Die Eskalation des iranisch-westlichen Konflikts verläuft in einer Weise, die der britische Psychologe Edward de Bono vertikales Denken nennt: Die einander geradezu zwanghaft folgenden Schritte beruhen auf einem beiden Seiten vertrauten Muster. Das von de Bono im Gegensatz dazu präferierte laterale Denken stellt diese Muster in Frage und nimmt Ausgangssituation und Rahmenbedingungen nicht als unveränderbar hin. Auf diese Art kam es in den 90er Jahren zu den Oslo-Abkommen zwischen Palästinensern und Israelis. Im Unterschied zum Oslo-Prozess spielt das aktuelle Drama leider nur auf offener Bühne, erst in Wien, jetzt in New York. Und dort ist keiner der Kontrahenten bereit, sich »demütigen« zu lassen.
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