Neues Deutschland: Neues Deutschland, Berlin, zur Akademie der Künste
Berlin (ots)
Wirklich? Man kann's kaum glauben. Indes, wenn man den Präsidenten der Berliner Kunstakademie wörtlich nimmt, dann geht's jetzt los. Für Klaus Staeck »schreien die Verhältnisse nach einer Revolution«. Und gewappnet ist zumindest er schon, kann er doch auf ein nicht unbeachtliches »Waffenarsenal« in seinem Hause verweisen. In den dort aufbewahrten Nachlässen befinden sich eine Doppelflinte von Johannes R. Becher, ein Revolver von Kurt Tucholsky, acht Speere von Paul Robeson sowie drei Bumerangs und drei Säbel von John Heartfield, wie Staeck stolz aufzählte. Wann haben das letzte Mal Künstler und Kulturschaffende, Literaten und Denker deutscher Zunge zum Umsturz aller erniedrigenden und knechtenden Verhältnisse gerufen? Lang, lang ist's her. Es muss ja nicht unbedingt eine Revolution sein. Was da am Ende rauskommt, ist dummerweise eh oft genau das, was man nicht wollte. Insofern vernimmt man allein schon mit Freude die Ankündugung, sich stärker in die Politik einmischen zu wollen, ohne sich einspannen zu lassen. Werden unsere Wort- und Bildkünstler endlich aufwachen? Sich die großteils selbst aufgedrückte Michel-Mütze vom Kopfe reißen, aus ihrer Introversion sich befreien, Kasteiung und Denunziation aufgeben und zu ihrer eigentlichen Berufung zurückfinden? In letzter Zeit hielten sie sich vornehm zurück, blieben kommentarlos zu den Nöten ihres Volkes. Derweil hat der Schlaf der Vernunft Ungeheuer geboren.
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