Neues Deutschland: zur Studie der Bertelsmann-Stiftung über Hunger und internationalen Terrorismus
Berlin (ots)
10 000 000 und 13 000. Zwei Zahlen, die für zwei Phänomene am Beginn des 21. Jahrhunderts stehen: der weltweite Hunger und der internationale Terrorismus. Die erste Zahl ist laut UNO die der jährlich an den Folgen von Nahrungsmangel sterbenden Menschen, die zweite einer gestern veröffentlichten Studie der Bertelsmann Stiftung zufolge die der innerhalb eines Jahres bei Anschlägen Getöteten und Verletzten. Hat die erste Zahl etwas mit der zweiten zu tun? Zweifellos, wenn man der auf Daten in 119 Ländern gestützten Studie folgt. Danach steht nicht religiöser Fanatismus an der Spitze der die politische Gewalt anheizenden Motive. Führend sind Armut, Misswirtschaft und Unterdrückung - Erscheinungen, die maßgeblich zur Reproduktion des Weltelends beitragen. Der Terrorist ändert diese Zustände ebenso wenig, wie die westliche Fixierung auf den Terroristen die politische Gewalt eindämmt. Eine Botschaft wie die der Studie mit ihrer klaren Forderung nach stärkerer Armutsbekämpfung und Demokratieförderung hat es schwer in Zeiten permanenten Terrorismusalarms. Der Philosoph Peter Sloterdijk meinte einmal, »dass die Menschen im großen Komfortsystem des Westens regelrecht gieren nach jener Information, auf die wir anthropologisch programmiert sind: Der Fressfeind hat sich gezeigt!« Ein Verdrängungsmechanismus, der nicht die Frage aufkommen lässt, wer eigentlich der Fressfeind jener eingangs erwähnten 10 Millionen ist.
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