Neues Deutschland: zur Lage in Irak
Berlin (ots)
Die Bilder von Kadhim al-Jubouri gingen vor vier Jahren um die Welt und werden auch heute noch gern gezeigt. Schließlich brachte der Iraker Saddam Hussein im wahrsten Sinne des Wortes zu Fall: Mit kräftigen Hammerschlägen war er in vorderster Front dabei, als die bronzene Statue des Diktators in Bagdad gestürzt wurde. Heute bedauert und bereut er, der viele seiner Stammensangehörigen im Gefängnis und am Galgen sah, seine damaligen Freudentränen. Denn die Amerikaner seien schlimmer als die Diktatur, jeder neue Tag schlechter als der vorige. Diese Sehnsucht nach dem Teufel, den man wenigstens kannte, zeigt, wie gründlich die Besatzer im Zweistromland mit Hilfe einheimischer Marionetten auch noch den letzten ins Feld geführten Legitimationsanspruch für ihren Krieg verspielt haben. Der Mensch lebt nicht nur vom Wahlrecht allein. Vergangenheitsbewältigung, die sich auf den Strang reduziert, bietet keinen Ansatz für eine zukunftsweisende Versöhnung verfeindeter Volksgruppen. Gestern starben 42 Menschen bei einem Gefecht zwischen sunnitischen Aufständischen und der Polizei. Fast alle Iraker leiden unter dieser täglichen Gewalt, 80 Prozent sind von sanitären Einrichtungen abgeschnitten, 70 Prozent ohne ausreichende Wasserversorgung, 60 Prozent leben in Not, 50 Prozent haben keine Arbeit. Und ihr Land unter diesen Bedingungen keine Perspektive.
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