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Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zum ESC: Gehasst und gefeiert von Kai Gohlke

Regensburg (ots)

Seit Jahrzehnten wird der Eurovision Song Contest regelmäßig totgesagt - und erfindet sich jedes Jahr neu. Mal galt die Show als zu altbacken, um neue Anhänger zu finden - dann als zu abgedreht für die eingefleischten Fans. Mal waren die Lieder angeblich zu eintönig, dann war die Auswahl ein gar zu wildes Durcheinander. Immer aber regte sich irgendjemand über irgendetwas auf: über die Kostüme, über die Texte, über die Lieder, über die Moderatoren, über die Abstimmungsmodalitäten. Nur allen gleichgültig war der "Grand Prix" nie. Am hartnäckigsten hält sich die Kritik, angesichts rockender Gruselmonster, innenbeleuchteter Astronauten, (wiederholter) lesbischer Küsse und nabeltiefer Ausschnitte gehe es ja heute gar nicht mehr um die Musik. Doch darum ging es nie - auch wenn der "Grand Prix Eurovision de la Chanson" in den Anfangsjahren immer als Wettstreit der Komponisten und Produzenten deklariert wurde. Das Schönste am Eurovision Song Contest ist, dass der Erfolg völlig unplanbar bleibt. Egal wie viel Produzenten-Erfahrung hinter einem Song steht, wie aufwendig oder schräg der Auftritt, wie freizügig das Outfit oder wie prominent der Künstler ist: Bevor die Zuschauer und die Jurys gesprochen haben, kann sich niemand eines Erfolgs sicher sein, wie auch Urgestein Ralph Siegel mit seinem 18. Beitrag wieder einmal schmerzlich erfahren musste. Der Grund dafür ist simpel: Am Ende entscheiden immer Emotionen, und die lassen sich gottseidank weder planen noch für viel Geld einkaufen. Allerdings lassen sie sich umso besser verkaufen, und deshalb wird es den Eurovision Song Contest, in welcher Form und unter welchem Namen auch immer, wohl auch in 50 Jahren noch geben - geliebt, gehasst, vor allem aber gefeiert.

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