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Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel von Reinhard Zweigler zu de Maiziere/Koalition

Regensburg (ots)

Verteidigungsminister Thomas de Maizière ist im Kabinett von Angela Merkel nicht irgendein Ressortminister. Der Wahl-Dresdener ist viel mehr: Langfristiger Stratege und gewiefter Taktiker des Regierens, lautloser Problemlöser und vor allem ein wirklicher Vertrauter der Kanzlerin. Zumindest einer, der ohne eigene Ambitionen auf den Kanzlersessel Merkel nahezu preußisch-selbstlos dient. Dass de Maizières fast blütenweiße Politikerweste mit der Pleite des Drohnenprojekts Euro Hawk nun einen Fleck bekommt, beschädigt nicht nur ihn, sondern auch Angela Merkel. Ihr neben Bundeskassenwart Wolfgang Schäuble bester Mann im Kabinett hat womöglich dazu beigetragen, dass Millionen Euro für ein fragwürdiges Rüstungsprojekt in den Sand gesetzt wurden. De Maizière hat die Drohne lautstark gepriesen, nun steckt er in Erklärungsnöten. Und Angela Merkel wird schmerzlich bewusst, wie dünn die Personaldecke ihrer Union ist. Hinter der allseits beliebten "Über-Mutti" gibt es keine wirklich profilierten Frauen und Männer, die etwa als Wahlkampflokomotiven taugen, die frei von Affären und zugleich kompetent und beliebt sind. Es wird einsam im Kanzleramt. Abgänge gab es reichlich. Der geniale Blender Karl-Theodor zu Guttenberg hat nach seiner Plagiats-Affäre das Weite gesucht. Dem überehrgeizigen Norbert Röttgen musste Merkel selbst den Stuhl vor die Tür setzen. Die emsige Annette Schavan stolperte über unsauberes Zitieren in ihrer Doktorarbeit vor über 30 Jahren. Auch beim übrigen Personal finden sich kaum Schwergewichte. Der jetzige Kanzleramtsminister Ronald Pofalla hat den Schritt vom CDU-Parteisoldaten zum Regierungsmanager nie ganz vollzogen. Und die sprunghafte Ursula von der Leyen stößt zu oft die eigenen Leute vor den Kopf. So unterschiedlich gelagert die einzelnen Fälle auch sind, sie zeigen die personelle Auszehrung der CDU. Und von der bayerischen Schwesterpartei, die gerade von der Spezl-Verwandten-Affäre gebeutelt wird, ist personeller Zugewinn schon gleich gar nicht zu erwarten. Zurzeit wird die Personal-Malaise der Union noch von Merkels Glanz überdeckt, der bis in ihre dritte Kanzlerschaft hinüber strahlen könnte. Dass ein paar flotte Buchautoren Merkel DDR-Staatstreue und Reform-Kommunistentum andichten wollen, ist eher lächerlich und für die Kanzlerin unschädlich. Doch wehe, wenn auch die oberste Euro- und EU-Retterin Angela Merkel einmal richtig straucheln und wirkliche Fehler begehen sollte. Dann wäre es um die Herrlichkeit der Union rasch geschehen. Die SPD mit ihrem selbst hilfebedürftigen Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück freilich vermag aus der schwachbrüstigen Personalausstattung der Union keinen Gewinn zu ziehen. Sigmar Gabriel und Co. tun selbst genug, um Steinbrück vom Kanzleramt fernzuhalten. Merkel wirklich schaden kann im Moment wohl nur die Union selbst. Thomas de Maizières Drohnen-Pleite ist ein kleiner Beitrag dazu. Eine Wahlniederlage der CSU bei der bayerischen Landtagswahl, das heißt der Verlust der Macht im Freistaat, eine Woche vor der Bundestagswahl könnte ein weiterer sein. Wie auch immer. Die Union wird kämpfen müssen. Mit einem Schlafwagen-Wahlkampf, wie eigentlich gedacht, wird es wohl nichts werden. Gut so.

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