Mittelbayerische Zeitung: Zeit für Taten
Kommentar zur Regensburger Kurzfilmwoche
Regensburg (ots)
Zu Recht haben die Macher der Kurzfilmwoche ihrem Festival das Adjektiv "International" vorangestellt. Es ist ein unmissverständlicher Hinweis auf die Bedeutung des Regensburger Festivals, das viele noch immer unterschätzen. Das Festival leistet seit Jahren Beachtliches: Die Organisatoren sichten in mühevoller Arbeit Tausende von eingereichten Filmen, um für die Besucher die Perlen herauszufiltern. Sie knüpfen Netzwerke - in diesem Jahr beispielsweise in den Libanon - und holen hochkarätige Gäste und Filme aus aller Welt an die Donau. Und sie haben die Qualität im Blick - hier zählt nicht Massengeschmack, sondern künstlerischer Anspruch. Bei der Kurzfilmwoche dürfen Filme ihren Betrachter auch mal verstören oder ratlos zurücklassen. Doch seit Jahren lassen uns die Macher der Kurzfilmwoche wissen, dass Budget und Aufwand beim Festival in krassem Gegensatz stehen. Für einen Job, der weit mehr Einsatz als eine 40-Stunden-Woche erfordert, gibt es Gehälter, von denen es sich kaum leben lässt. Manche im Team arbeiten sogar ehrenamtlich. Dass es so nicht weitergeht, hat Insa Wiese, die künstlerische Festivalleiterin, mehrfach angemahnt. Recht hat sie. Nun muss Schluss sein mit den Beteuerungen. Bei der Stadt Regensburg, die sich gerne mit dem überregionalen Renommee der Kurzfilmwoche schmückt, hört man das wohl. Doch außer schönen Reden passiert nichts. Die Stadt darf die Finanzierung des Festivals, das einen beachtlichen "weichen Standortfaktor" bedeutet, nicht weitgehend privaten Sponsoren überlassen. Jeder Firmenchef weiß, dass gute Arbeit Geld kostet. Es kann nicht angehen, dass von Kulturschaffenden erwartet wird, ihre qualifizierte Arbeitsleistung für lau zu erbringen. Die Organisatoren brauchen langfristig Planungssicherheit - nicht jedes Jahr neue Gesichter, die mühevoll eingearbeitet werden müssen. Nur so lässt sich die Qualität des Festivals halten. Sonst gibt die Kurzfilmwoche wohl bald keine nette Kulisse mehr für Sonntagsreden ab.
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