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Die Lernkurven in der Corona-Krise
Wer wird in Krisenzeiten selbst zum Problem und wer ist Teil der Lösung? Bayern ist auf der Überholspur - und aus England kommt unerwarteter Trost.

Regensburg (ots)

Es ist die dritte Woche der starken Ausgangsbeschränkungen in Bayern und zumindest gefühlt sind 13 Millionen Bürgerinnen und Bürger nun zu Corona-Experten mutiert. Die Lernkurve zeigt nach oben, wenn auch in unterschiedlichem Tempo. Das lässt sich im Mikrokosmos Supermarkt jetzt vor Ostern exakt studieren: Viele halten inzwischen ganz selbstverständlich Abstand, die Zahl der Kunden mit selbst genähten Schutzmasken steigt und nur ein zum Glück immer kleinerer Teil bugsiert seinen Einkaufswagen ohne Rücksicht auf jede Distanzregeln durch die Gänge. Manche Lernkurve entwickelt sich halt so zaghaft, wie man es sich sehnlichst von der Corona-Infektionskurve wünscht. Dabei ist keine Zeit zu verspielen. Bayern ist trotz aller Anstrengungen das Bundesland mit der höchsten Zahl an Infizierten, auch die Verdoppelungsrate ist hier höher als anderswo. Das wirkte als Turbo für die Lernkurve der politisch Verantwortlichen. Ministerpräsident Markus Söder und Vize-Regierungschef Hubert Aiwanger sind auf die Überholspur gewechselt und verlassen diese auch nicht mehr. Im Bundesvergleich geben sie das Tempo vor. Söder ist dabei staatsmännischer, Aiwanger geländegängig unterwegs - beide fahren streckenweise etwas übertourig, aber die Richtung stimmt. Ob tatsächlich jede einzelne Aktion am Ende richtig gewesen ist, wird nach der Corona-Krise akribisch aufgearbeitet werden - speziell von denen, die im Nachhinein immer alles besser wissen. Bei den milliardenschweren Wirtschaftshilfen, dem Hochfahren der Intensivkapazitäten in Krankenhäusern, der neuen Patientenstudie, dem Bonus für Pflegekräfte und der Eigenproduktion von Schutzmasken ist der Fall aber klar: Alles gut und richtig. Zu den Besonderheiten gehört auch die sehr konstruktive Rolle der Opposition, die nur dort den Finger in die Wunde legt, wo wie beim Eingriff in Freiheitsrechte Nachhaken lohnt. Zu wenig ist bisher allerdings zu hören, wie das Leben ab dem Tag X wieder hochgefahren werden kann. Österreich macht es soeben vor. Hier wünscht man sich von Bayern sachlichen Wettstreit um die besten Lösungen. Sobald die Ausbreitung des Virus stagniert, werden sich Sicherheit und mehr Bewegungsfreiheit mit etwas Kreativität an vielen Stellen kombinieren lassen. Sofern der größte Knackpunkt gelöst ist und für alle Schutzkleidung zur Verfügung steht. Das fordert aber auch die Bürger neu heraus. Schutzmasken verlangen Selbstdisziplin und hohe Hygienestandards. Sonst sind sie nur "Virenschleudern", wie es Kanzlerin Angels Merkel dem Vernehmen nach intern drastisch formuliert hat. Die Pandemie lehrt, was jeder immer hätte wissen können: Die Politik kann nicht alles lösen. Jeder trägt Eigenverantwortung. Corona macht zudem klar, dass phasenweise schlimme Ungewissheit zu ertragen ist. Das fällt besonders schwer, da alle darauf trainiert sind, Probleme möglichst eins, zwei, drei aus dem Weg zu schaffen. Nun weiß niemand: Wann ist es vorbei, wie schaut die Welt danach aus, werden geliebte Menschen unter den Toten sein? Ausgerechnet aus einem Land, das zuletzt den Irrsinn des Brexits zelebrierte, kommt Tröstliches - von der Queen, die in 93 Lebensjahren mehrfach geprüft worden ist: "Wir werden uns wiedersehen", richtet sie als Versprechen an alle, die nun wegen Corona voneinander getrennt sind. Sie hoffe, dass in den kommenden Jahren alle stolz darauf sein könnten, wie sie auf diese Herausforderung reagiert haben. Lernkurven - sie sind überall auf der Welt unterschiedlich. Man denke an US-Präsident Donald Trump. Die Queen hat mit Premier Boris Johnson ein eigenes Exemplar vor der Haustür. Doch so einfach und in diesem Fall leicht es dieser Tage ist, auf andere zu zeigen. Jeder muss sich fragen: Tue ich selbst genug, damit die Corona-Krise rasch gemeistert wird?

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