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Spiegel-Verlag und Axel Springer AG kehren zur klassischen Rechtschreibung zurück

Hamburg (ots)

Rücknahme der Reform gefordert / Appell an Verlage und
   Nachrichtenagenturen, sich anzuschließen
Die Axel Springer AG und der Spiegel-Verlag kehren in ihren Print-
und Online-Publikationen zur klassischen deutschen Rechtschreibung
zurück. Damit werden die zu den Verlagen gehörenden Titel, die rund
60 Prozent (Quelle: MA 2004/II) der Bevölkerung erreichen, ihre
Schreibweise umstellen. Gleichzeitig richten die Verlage einen Appell
an andere Verlage sowie an die Nachrichtenagenturen, sich diesem
Schritt anzuschließen und gemeinsam dem Beispiel der "Frankfurter
Allgemeinen Zeitung" zu folgen, die als einzige Zeitung die
Umstellung nach kurzer Zeit wieder rückgängig gemacht hatte. Ziel
dieser Maßnahme ist die Wiederherstellung einer einheitlichen
deutschen Rechtschreibung.
Hintergrund der Initiative ist die mangelnde Akzeptanz und die
zunehmende Verunsicherung bezüglich des vorgegebenen Regelwerks für
die deutsche Schriftsprache. Nach fünf Jahren praktischer Erprobung
in den Druckmedien und sechs Jahren in den Schulen hat die Reform
weder für professionell Schreibende noch für Schüler Erleichterung
oder Vereinfachung gebracht. Im Gegenteil: Die Verunsicherung wächst,
Vermischungen von alter und neuer Rechtschreibung sind an der
Tagesordnung. Wer vor der Reform sicher schreiben konnte, macht heute
Fehler. Eltern benutzen eine andere Orthographie als Kinder. Lehrer
sind zutiefst verunsichert.
Heutigen Schülern begegnet der ganz überwiegende Teil der
deutschen Literatur und literarischen Überlieferung in der bisherigen
Rechtschreibung. Da auch die Mehrheit der deutschsprachigen
Schriftsteller - von Grass bis Enzensberger - es ablehnt, daß ihre
Werke in neuer Schreibung erscheinen, tut sich eine verhängnisvolle,
immer breitere Kluft zwischen gelerntem und gelesenem Deutsch auf.
Bereits die erste Version der Reform war mit gravierenden Mängeln
behaftet. Eine Vielzahl von Ergänzungen durch die Zwischenstaatliche
Kommission und die Wörterbuchredaktionen hat die orthographischen
Konventionen in einem Maße erschüttert, daß auf absehbare Zeit die
Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung verloren scheint.
Zahlreiche Umfragen belegen, daß die Reform von der Mehrheit der
Bevölkerung abgelehnt wird. Der Grund hierfür liegt nicht in einer
angeblichen Reformscheu, sondern in der von vielen Bürgern erkannten
oder empfundenen Unausgegorenheit der Neuregelung.
Dr. Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG,
und Stefan Aust, Chefredakteur des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel",
betonen: "Wir befürworten sehr dringend notwendige und sinnvolle
Reformen in unserer Gesellschaft. Doch die Rechtschreibreform ist
keine Reform, sondern ein Rückschritt. Die deutsche Sprache braucht
keine kultusbürokratische Überregulierung. Spätestens die neuerliche
Reform einer ohnehin unausgegorenen Reform führt ins völlige Chaos.
Wir wollen dazu beitragen, diese Fehlentwicklung zu korrigieren. Die
geschichtliche Erfahrung über Jahrhunderte zeigt, daß Sprache sich
evolutionär weiterentwickelt. Die Rechtschreibung sollte diese
Änderungen nachvollziehen und nicht vorschreiben." Aust und Döpfner
stellen fest: "Sechs Jahre nach Einführung der neuen Rechtschreibung
müssen wir alle ein erschreckendes Fazit ziehen. In der täglichen
Erprobung ist die Reform gescheitert. Die Situation verschlimmert
sich, die Konfusion wird größer. Uns kann es als Verlagen nicht
gleichgültig sein, wenn Schreib- und Lesefähigkeit und damit die
Sprachfähigkeit in diesem Land abnehmen. Aus Verantwortung für die
nachfolgenden Generationen empfehlen wir auch anderen die Beendigung
der staatlich verordneten Legasthenie und die Rückkehr zur
klassischen deutschen Rechtschreibung." Das schließt Neuerungen nicht
aus. Auf der Basis der alten Rechtschreibung kann darüber nachgedacht
werden, welche Vorschläge übernommen werden können. Die Axel Springer
AG, der Spiegel-Verlag und die "Frankfurter Allgemeine Zeitung"
werden sich sinnvollen Anpassungen nicht verschließen.
Die technische Umsetzung in den Print- und Online-Publikationen
der Verlage soll schnellstmöglich erfolgen.
Pressekontakte
Axel Springer AG: 
Edda Fels, Leiterin Unternehmenskommunikation, Tel. (0 30)25 91-7 76
00,  edda.fels@axelspringer.de
Spiegel-Verlag: 
Eva Wienke, Leiterin Kommunikation, Tel. (0 40) 30 07-23 20, 
eva_wienke@spiegel.de
Frankfurter Allgemeine Zeitung:
Monika Stützel, Tel. (0 30) 20 61 82 34 oder (01 72) 6 74 19 63,  
m.stuetzel@faz.de

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