Yasmina Reza erhält WELT-Literaturpreis 2005
Berlin (ots)
Der mit 10 000 Euro dotierte WELT-Literaturpreis geht 2005 an die französische Schriftstellerin Yasmina Reza. Sie wird für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Der Preis wird am 14. November 2005 im Rahmen eines Festaktes im Axel-Springer-Haus Berlin verliehen. Die Laudatio hält der Filmregisseur Dani Levy.
In der Begründung der Jury heißt es: Yasmina Reza wird geehrt für ihr Schaffen in Prosa und für die Bühne. Denn dieses Schaffen zeichnet sich aus durch eine kämpferische Kritik an den Auswüchsen der Spaßgesellschaft, ohne darum das Bedürfnis nach geistreicher Unterhaltung zu vernachlässigen. Yasmina Reza zählt zu den wenigen Autoren von heute, die Literatur noch als sprachliches Kunstwerk ernstnehmen. Sie legt mit jedem neuen Buch Proben von hoher stilistischer Könnerschaft ab. Sie hat einen unverwechselbaren Ton gefunden. Sie versteht es, die Geschmeidigkeit des wohlgesetzten gesprochenen Wortes zu verbinden mit dem ausgeprägten Sinn des Epikers für den Erzählfluß. Sie ging in die Schule eines Flaubert, der wußte, daß der gute Satz nur dann entsteht, wenn jedes Wort sitzt. Sie ging in die Schule eines Stendhal, der wußte, daß wahre Charakterzeichnung nur dann gelingt, wenn der Autor selber ein Experte der menschlichen Seele ist. Yasmina Reza verkörpert auf eine sehr zeitgemäße Weise die besten Traditionen der französischen Literatur. Und sie verkörpert sie auf eine intellektuell verführerische Weise wie derzeit keine andere Stimme aus Frankreich.
Yasmina Reza, 1959 in Paris geboren, ist seit ihrem Welterfolg Kunst von 1994 die meistgespielte Theaterautorin der Gegenwart. Parallel zu ihrem Werk für die Bühne schreibt sie seit den späten neunziger Jahren Romane. Vor allem die beiden letzten Titel Eine Verzweiflung und Adam Haberberg waren sowohl in Frankreich als auch in Deutschland sehr erfolgreich beim Publikum und bei der Kritik. Yasmina Reza studierte zunächst Soziologie und Theaterwissenschaft an der Pariser Sorbonne. Dann wurde sie Schauspielschülerin bei Jacques Lecoq und spielte einige Jahre an verschiedenen Bühnen in Paris. Ihr Debüt als Dramatikerin hatte sie 1987 mit dem Stück Gespräche nach einer Beerdigung.
Es machte sie in Frankreich mit einem Schlag bekannt und brachte ihr den wichtigsten Theaterpreis ihres Landes, den Prix Molière, ein. Ebenfalls den Prix Molière erhielt ihr zweites Stück Reise in den Winter (1989). Ihren größten Triumph feierte sie mit Kunst. Das Stück hatte 1994 an der Pariser Comédie des Champs-Elysées Premiere und wurde umgehend in der ganzen Welt nachgespielt. Es wurde in annährend 40 Sprachen übersetzt und aufgeführt. Allein in Deutschland haben es 100 Theater gespielt. Ihr bislang letztes Stück heißt Ein spanisches Stück und erlebte seine deutsche Erstaufführung am Schauspielhaus Hamburg in diesem Frühjahr. Ihre Romane heißen Hammerklavier (frz. 1997; dt. 1998), Eine Verzweiflung (frz. 1999; dt. 2001), Adam Haberberg (frz. 2003; dt. 2005). Yasmina Reza ist verheiratet und lebt mit Mann und zwei Kindern in Paris.
Nach Bernhard Schlink (1999), Imre Kertész (2000), Pat Barker (2001), Leon de Winter (2002), Jeffrey Eugenides (2003) und Amos Oz (2004) wird nunmehr zum siebten Mal der WELT-Literaturpreis vergeben. Mit ihm erinnert DIE WELT an den Publizisten Willy Haas, der 1925 Die literarische Welt gründete. Der Preis zeichnet ein einzelnes Buch oder ein Gesamtwerk aus. Zu der international besetzten Jury gehören der britische Verleger Lord George Weidenfeld, der Schriftsteller und Juraprofessor Bernhard Schlink, die Herausgeberin der Literarischen WELT, Dr. Rachel Salamander, sowie Dr. Tilman Krause, Literaturredakteur der WELT.
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