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Greenpeace e.V.

EnBW mogelte Altreaktor über die Bundestagswahl
Greenpeace veröffentlicht interne Strategiepapiere des Vorstands

Hamburg (ots)

Nach internen Unterlagen von EnBW, die Greenpeace
vorliegen, hat der Stromkonzern EnBW die Stromproduktion seines 
Atomkraftwerkes (AKW) Neckarwestheim 1 über mindestens anderthalb 
Jahre gedrosselt. Die Strommenge des AKW wäre unter normalen 
Produktionsbedingungen bereits Mitte Juli 2009 aufgebraucht gewesen 
und der Reaktor hätte abgeschaltet werden müssen. Der Konzern wollte 
jedoch vermeiden, den Reaktor vor der Bundestagswahl 2009 
stillzulegen. In den Papieren des EnBW-Vorstands wird vorgeschlagen, 
welche Unions- und FDP-Politiker in den Plan eingeweiht werden 
sollten. Den Medien sollte dieser Plan verschwiegen werden. 
Greenpeace  fordert von den im Papier genannten Politikern eine 
Stellungnahme, ob sie von der politisch motivierten Drosselung  
informiert waren.
"Das ist der Beweis für den vorsätzlichen Verstoß eines 
Energiekonzerns gegen den Atomkonsens. Die Öffentlichkeit und 
Politiker von SPD, Grünen und Linken wurden zwei Jahre lang 
getäuscht", sagt Tobias Münchmeyer, Atomexperte bei Greenpeace. "Das 
zeigt, das EnBW kein vertrauenswürdiger Akteur für weitere 
Energiepläne in Deutschland ist." Öffentlich hat der Konzern die 
Drosselung der Stromproduktion damit begründet, den Kraftwerkspark 
wirtschaftlich optimal zu fahren (Quelle: Frankfurter Allgemeine 
Sonntagszeitung vom 07. 12. 2008). Die Dokumente beweisen jedoch, 
dass er den Weiterbetrieb nicht aufgeben wollte.
Die Informationen stammen aus zwei internen Präsentationen des 
EnBW-Vorstands aus den Jahren 2007 und 2008. In dem Papier vom Jahr 
2007 wird eine "kommunikative Vorbereitung" für die Drosselung der 
Stromproduktion  vorgeschlagen. Diese solle in einer "zeitnahen 
Unterrichtung eines ausgewählten Kreises" erfolgen, zu denen auch der
Bundeswirtschaftsminister, damals Michael Glos, sowie die 
"Fraktionsspitze der Union", Volker Kauder, gezählt wurde. Weiter 
heißt es, dass von einer "proaktiven Unterrichtung der Presse" 
abzuraten ist.
Von 1990 bis 2006 produzierte der Reaktor jährlich zwischen 5,4 
und 6,3 Terawattstunden Strom. 2007 senkte die Stromproduktion jedoch
auf 4,7 Terawattstunden und 2008 sogar auf nur noch 3,8 
Terawattstunden ab. Die Drosselung hat das Betriebsende somit 
deutlich über den Termin der Bundestagswahl am 27. September bis in 
den Februar 2010 verschoben. Laut des EnBW-Papiers von 2008 sollte 
das Ende sogar im April 2010 erreicht werden. Dabei hatte EnBW sich 
2000 im Atomkonsens dazu verpflichtet, die Vereinbarung über den 
Atomausstieg dauerhaft umzusetzen. "Es ist unfassbar wie skrupellos 
die EnBW ihren alten Schrottmeiler über die Wahlen gerettet hat", so 
Münchmeyer, "Neckarwestheim 1 ist der zweitälteste und 
zweitstöranfälligste Reaktor in Deutschland. Greenpeace fordert von 
EnBW, endlich mit den Taschenspielertricks aufzuhören und den 
Schrottmeiler stillzulegen."
Achtung Redaktionen: Rückfragen bitte an Tobias Münchmeyer, Tel. 
0151-1453 3073, oder Pressesprecherin Karoline Krenzien, Tel. 
0171-8780 832. Weitere Informationen  heute um 21.00 Uhr bei Frontal 
21. Das EnBW-Papier sowie eine Grafik finden Sie im Internet unter 
www.greenpeace.de

Original-Content von: Greenpeace e.V., übermittelt durch news aktuell

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