Greenpeace weitet Protest gegen Wiederaufarbeitung von Atommüll aus
La Hague/Kopenhagen (ots)
Greenpeace verstärkt den Protest gegen die Wiederaufarbeitung von Atommüll. Vor dem Tagungsgebäude der Konferenz zum Schutz des Nordost-Atlantiks (OSPAR) in Kopenhagen haben rund 30 Greenpeace-Aktivisten heute eine riesige Wand aus 500 gelben Atommüllfässern errichtet. Zugleich setzen Greenpeace-Taucher im Ärmelkanal vor La Hague (Frankreich) das Verschließen der Atommüll-Pipeline der dortigen Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) fort.
Der 25 Meter breite und sechs Meter hohe Fässer-Wall in Kopenhagen steht symbolisch für die Menge an Radioaktivität, die die WAA La Hague und Sellafield (Großbritannien) während der fünf Tage dauernden Konferenz ins Meer leiten. Auf einem Transparent fordern die Aktivsten aus Deutschland, Dänemark, Schweden und Norwegen "Ban radioactive Discharges" (Stoppt radioaktive Einleitungen). Greenpeace fordert die sechszehn OSPAR-Staaten, darunter auch Deutschland auf, die Atommüllentsorgung im Meer generell zu verbieten.
"Wieviel Milliarden Liter radioaktiv verseuchte Abwässer müssen denn noch ins Meer fliessen, bis diese Art der Atommüllentsorgung endlich verboten wird?" fragt Veit Bürger, Energieexperte bei Greenpeace. Pro Jahr pumpen die WAA La Hague und Selllafield 3,5 Milliarden Liter radioaktive Abwässer ins Meer.
Seit Montag beraten die 16 Mitgliedsstaaten der OSPAR-Konferenz unter anderem über einen Antrag des dänischen Umweltministers Svend Auken, die Wiederaufarbeitung mit sofortiger Wirkung auszusetzen. Der Antrag ist die Konsequenz der letzten großen OSPAR-Konferenz 1998 in Sintra/Portugal, wo unter anderem beschlossen wurde, dass bis zum Jahr 2020 im Nordost-Atlantik die Konzentrationen künstlich radioaktiver Substanzen auf nahe Null abgesenkt werden. Die Länder Portugal, Norwegen, Luxemburg und Island haben sich inzwischen hinter den dänischen Vorstoß gestellt. Frankreich und England, wo die beiden umstrittenen WAA stehen, lehnen ihn vollständig ab.
Deutschland unterstützt zwar Teile des dänischen Antrags, ist aber gegen ein sofortiges Aussetzen der Wiederaufarbeitung. Innerhalb des sogenannten Energiekonsenses hat die Bundesregierung den Stromkonzernen erst vor zwei Wochen zugesichert, die Wiederaufarbeitung des gesamten Atommülls zu dulden, der bis 2005 nach La Hague und Sellafield transportiert wird. "Wer die Wiederaufarbeitung duldet, duldet auch die Atommüllentsorgung im Meer," sagt Veit Bürger. "Auch wenn es ausländische Firmen sind, die die radioaktiven Abwässer einleiten, ist die deutsche Atomindustrie und die rot-grüne Bundesregierung mitverantwortlich für die schleichende radioaktive Verseuchung des Nordost-Atlantiks."
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