Castor-Transport: Gefahr durch fehlende Qualitätskontrollen
Hamburg (ots)
Der Atommüll, der in den nächsten Tagen von Frankreich nach Gorleben transportiert werden soll, ist nicht ausreichend auf seine Sicherheit hin untersucht worden. Notwendige Kontrollen der sogenannten Glaskokillen, in denen der strahlende Müll eingegossen ist, wurden nicht durchgeführt. Zu diesem Ergebnis kommt ein Report, den Greenpeace zusammen mit Wissenschaftlern der Gruppe Ökologie (GÖK) aus Hannover erstellt hat. Sollten die Kokillen in einer schlechteren Qualität sein als mit der Bundesregierung vereinbart, könnte dies bei Unfällen die Schäden für Menschen und Umwelt erheblich verschlimmern.
Der deutsche Atommüll, der nach Gorleben transportiert werden soll, wurde in der Wiederaufarbeitungsanlage La Hague mit Glas verschmolzen und anschließend in Stahlbehälter verfüllt. Diese Glaskokillen wurden in Castor-Behälter geladen, in denen sie jahrzehntelang in Deutschland zwischengelagert werden sollen.
Während die belgische Regierung darauf besteht, dass der Zustand der Glaskokillen genau überprüft wird, bevor sie aus La Hague angeliefert werden, fanden solche Prüfungen bei dem Gorleben-Transport nicht statt. Deutschland gibt sich stattdessen mit niedrigeren Prüfungsstandards zufrieden. Jeder der sechs Castorbehälter, die die französische Betreiberfirma Cogema in den kommenden Tagen von La Hague nach Gorleben liefert, enthält 28 solcher Glaskokillen. Risse, Gasblasen oder ungleichmäßige Radioaktivitätsverteilung innerhalb der Kokillen könnten bei Unfällen erhebliche Mengen Radioaktivität freisetzen. Der gesamte Transport enthält mehr Radioaktivität, als 1986 bei der Explosion des Atomreaktors in Tschernobyl freigesetzt wurde.
"Es ist unbegreiflich, warum die rot-grüne Bundesregierung nicht wie die Belgier auf genaue Qualitätskontrollen besteht", erklärt Susanne Ochse, Energieexpertin bei Greenpeace. "Damit nimmt sie billigend ein höheres Risiko in Kauf. Deutschland bekommt die Katze im Sack. Keiner weiß, wie sicher die für Gorleben bestimmten Glaskokillen wirklich sind."
Der Greenpeace-Report belegt folgende Defizite:
* Das Verglasungsverfahren wurde in einer Versuchsanlage entwickelt. Ob die für den deutschen Atommüll benutzten Anlagen R7 und T7 in La Hague in vergleichbarer Qualität produzieren, wurde nicht mit Versuchen überprüft. * Die Qualität der Glaskokillen wurde nicht untersucht. * Bisher hat die Cogema überhaupt nur ein einziges Mal eine Probe des geschmolzenen Glases untersucht. Auf häufigere Stichproben, wie sie in den USA eingeführt werden sollen, verzichtet die Betreiberfirma von La Hague.
Achtung Redaktionen: Erste Fotos sowie Wärmebilder der für Gorleben bestimmten Castorbehälter erhalten Sie unter Tel: 040-30618 376.
Für sonstige Rückfragen wenden Sie sich bitte an Susanne Ochse, Tel: 040-30618 311 oder Pressesprecher Stefan Schurig, Tel: 040-30618 342 oder 0171-8780837.
Hier erhalten Sie auch den Greenpeace-Report. Internet: www.greenpeace.de
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