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Greenpeace: Neues Patent auf Brustkrebs-Gen erteilt
Europäisches Patentamt in München stellt sich gegen das Europäische Parlament

Hamburg (ots)

Nach Recherchen von Greenpeace und der
Organisation "Kein Patent auf Leben!" hat das Europäische Patentamt
(EPA) in München der Firma Myriad (USA) am 28. November erneut ein
Patent auf das menschliche Gen erteilt, das als Auslöser für
Brustkrebs gilt. Myriad erhielt bereits am 23. Mai 2001 ein ähnliches
Patent, das in ganz Europa auf Kritik stieß. Das Europäische
Parlament beschloss am 4. Oktober 2001 dagegen Einspruch einzulegen.
Trotzdem hat das EPA nun das Patent EP 705 902 vergeben, das sogar
weiter geht als das vorige.
"Das EPA will die Patentierung menschlicher Gene gegen alle Kritik
aus Politik und Gesellschaft durchsetzen", sagt Christoph Then,
Patent-Experte von Greenpeace. "Statt die Einsprüche zu
berücksichtigen und politische Entscheidungen abzuwarten,
verschachern die Elite-Bürokraten weiterhin Patente auf Gene von
Menschen, Tieren und Pflanzen. Die Gen-Räuber müssen gestoppt
werden."
Greenpeace fordert den Bundestag auf, Patente auf Lebewesen und
ihre Gene zu verbieten und wie das Europäische Parlament Einsprüche
gegen die beiden Patente einzulegen. Der Bundestag wird vor
Weihnachten oder zu Beginn des nächsten Jahres endgültig darüber
entscheiden, ob Gene patentiert werden können.
Das betroffene BRCA1-Gen ist eines von zwei Brustkrebs-Genen, das
bei bestimmten Fällen von Brustkrebs eine zentrale Rolle spielt. Das
erste Patent EP 0705 903 (23.5.2001) bezieht sich auf das mutierte
Gen, das für die Diagnose der Krankheit wichtig ist. Das neue Patent
umfasst das Gen auch in seiner gesunden Variante, mit dem sich
eventuell Therapien entwickeln lassen. Das Gen steht auch im
Verdacht, bei Prostata- und Dickdarm-Krebs zu wirken. Obwohl Myriad
zu diesen Erkrankungen laut Patentschrift nicht geforscht hat, gelten
die umfassenden Patent-Rechte auch für diese Funktionen des Gens.
"Andere Wissenschaftler und Firmen dürfen nur noch an den
Funktionen forschen und die Ergebnisse verwerten, wenn Myriad
zustimmt und Lizenzgebühren erhalten hat", erklärt Then. Daher
protestieren außer Greenpeace auch Humangenetiker, Bundesärztekammer,
Krankenkassen, das Institut Curie in Paris und das französische
Ministerium für Gesundheit gegen die Patentierung des Gens.
Die neue Entscheidung des EPA dürfte auch den Deutschen Bundestag
überraschen, der seit Monaten über die Patentierung menschlicher Gene
berät. Nachdem der Bundesrat und die Ethik-Kommission des Bundestages
sich bereits gegen derartige Patente ausgesprochen hatten, mehren
sich die Stimmen derer, die zumindest eine klare Begrenzung der
Patente auf bestimmte technische Anwendungen fordern. Diese Lösung,
zu der sogar Fachleute des Deutschen Patentamtes angeregt haben,
unterläuft das EPA mit seiner neuen Entscheidung.
Achtung Redaktionen: Rückfragen bitte an Christoph Then, Tel.
0171-8780 832 (ab 10 h auch 040-30618-395), oder Pressesprecher
Michael Hopf, Tel. 0171-8780 835 (später 040-30618-345). Internet:
www.greenpeace.de

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