25 Jahre nach Untergang der Amoco Cadiz: Ölpest vor der deutschen Küste jederzeit möglich Greenpeace warnt vor Zunahme des Tankerverkehrs
(ots)Hamburg - Die Gefährdung der deutschen Küsten durch den Öltankerverkehr wird schon im nächsten Jahr dramatisch zunehmen. Die russische Regierung plant, ab 2004 über 90 Millionen Tonnen Öl jährlich vom Ölhafen Primorsk in der Nähe von St. Petersburg zu verschiffen. Damit wächst auch für deutsche Küsten das Risiko einer Ölpest mit den Ausmaßen des Unglücks der Prestige vor Spanien im November 2002 oder der Amoco Cadiz. Der Supertanker verunglückte vor 25 Jahren am 16. März 1978 mit mehr als 200 000 Tonnen Öl an Bord vor der Bretagne.
Im vergangenen Jahr wurden im russischen Primorsk 135 Tanker beladen, die rund 13 Millionen Tonnen Öl verschifften. Wird die Kapazität des Ölhafens im kommenden Jahr auf 90 Millionen Tonnen gesteigert, bedeutet das, dass jährlich rund 1000 Tanker beladen werden. Diese Schiffe fahren dann durch die Ostsee und somit auch durch die gefährliche Kadetrinne vor Rügen.
Greenpeace-Schifffahrtsexperte Christian Bussau: 25 Jahre nach dem Unfall der Amoco Cadiz muss man feststellen: Die Gefahr einer Ölpest nimmt nicht ab, sondern steigt stark an. Jetzt muss auch der letzte Politiker erkennen, dass es so wie bisher nicht weiter gehen kann. Wir brauchen für die Kadetrinne eine Lotsenpflicht, eine Meldepflicht und eine verbesserte Radarüberwachung. Notliegeplätze müssen in Deutschland und in Europa geschaffen werden. Außerdem müssen Tanker verboten werden, die älter als zwanzig Jahre sind und keine Doppelhülle besitzen.
Die Kadetrinne zwischen dem deutschen Darß und der dänischen Insel Falster ist eine der am stärksten befahrenen Schifffahrtsrouten in Europa. Jährlich passieren rund 63.200 Schiffe die Rinne, davon 8.200 Tanker. Bei der Überwachung der Kadetrinne durch Greenpeace von Dezember 2002 bis Januar 2003 identifizierten die Umweltschützer insgesamt 112 Tanker, darunter 24 gefährliche Tanker, die keine Doppelhülle besaßen und die älter als zwanzig Jahre alt waren. Jeden Tag fährt eine schwimmende Zeitbombe, also ein unsicherer Tanker, vor der deutschen Küste, sagt Christian Bussau. Das Fazit lautet: 25 Jahre nach dem Untergang der Amoco Cadiz ist eine weitere Katastrophe ähnlichen Ausmaßes nur eine Frage der Zeit.
Am 16. März 1978 lief der Supertanker Amoco Cadiz vor der Küste der Bretagne bei dem Dorf Portsall auf Grund. Innerhalb von zwei Wochen verlor er die gesamte Ladung von mehr als 200.000 Tonnen Öl. Rund 300 Kilometer Küste wurden verseucht, Tausende von Vögeln starben.
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