Die Zukunft der Medien bleibt spannend: Erfolgreiche Diskussionsreihe "Im Sog des Internets" gestern in München zu Ende gegangen
Hamburg (ots)
Unter großem Zuspruch fand gestern in München die media coffee-Reihe "Im Sog des Internets - Was bleibt übrig von Print, TV und Radio?" ihren Abschluss. Rund 250 Pressesprecher, PR-Fachleute und Journalisten waren zu Gast bei der dpa-Tochter news aktuell. Fazit der Diskussionsreihe: Die Medienunternehmen haben die Herausforderung Internet angenommen. Fraglich aber bleibt, in welcher Form Leser, Hörer und Zuschauer zukünftig journalistische Produkte konsumieren werden.
Rudolf Bögel, Chefredakteur der tz, blickte gestern Abend optimistisch in die Zukunft. Am grundlegenden Informationsbedürfnis der Menschen werde sich auch in Zukunft nichts ändern: "Wenn wir fragen, stirbt die Zeitung, dann müssen wir eher fragen, stirbt die Nachricht", sagte Bögel im Haus der Bayerischen Wirtschaft. Bögels Blatt setzt heute im Internet auf Videos, um sich auf neuen Wegen den Lesern zu nähern. Aber er machte auch klar, dass Redaktionen wie die tz noch viele Erfahrungen sammeln müssen: "Wir machen nicht Fernsehen. Wir setzen die Themen, die aktuell sind, in laufende Bilder um. Dass dabei manchmal unfreiwillige Komik entsteht, ist klar. Aber das Ganze ist unheimlich kreativ." Hans-Jürgen Jakobs, Chefredakteur von sueddeutsche.de, sieht aufgrund des Wandels bei den Tageszeitungen Schwierigkeiten auf den Zeitschriftenmarkt zukommen. "Die großen Magazine wie Spiegel und Stern haben das Problem, dass Tageszeitungen immer mehr zu Tageszeitschriften werden. Zeitschriften müssen noch viel mehr als andere Medien in Zukunft ihre Rolle definieren. Sie müssen ganz stark in Reportagen und exklusive Inhalte gehen. Aber sie müssen auch eine ganz enge Verbindung zu Online haben."
Dass sich besonders das klassische lineare Fernsehen auf neue Sehgewohnheiten einstellen müsse, betonte Thomas Knüwer, Reporter beim Handelsblatt und Autor des Blogs "Indiskretion Ehrensache". "Das Fernsehen hat die größten Probleme aller Mediengattungen in der Zukunft." Knüwer mahnte die gesamte journalistische Zunft, dass sie sich noch viel mehr als bisher mit den Anforderungen des Internets auseinanderzusetzen habe. "Journalisten müssen demütiger werden bei der Frage, was sie da eigentlich machen. Das Internet kann uns helfen, viel besser zu werden, als wir es momentan sind." Dass die Branche nach wie vor einem immensen Anpassungsdruck unterliegt, unterstrich Malte von Trotha, Geschäftsführer der Deutschen Presse-Agentur dpa. "Die klassischen Zeitungshäuser müssen sich zu Medienhäusern wandeln, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein." Auch in der Radiolandschaft stehen weit reichende Veränderungen an. "Der Hörfunk wird sich mit neuen Formaten auseinandersetzen müssen. Auch mit der Frage, wie bringe ich in Zukunft den Content zum Hörer, wie mache ich historisches Material zugänglich. Da hat der Rundfunk große Chancen. Ich bin aber auch davon überzeugt, dass es für einige Marken sehr schwierig sein wird zu überleben", gab von Trotha zu bedenken.
Mercedes Riederer, Chefredakteurin Hörfunk des Bayerischen Rundfunks, glaubt fest daran, dass auch im Internetzeitalter viel vom Radio übrig bleiben wird. "Es gibt immer Tageszeiten und auch Lebenszeiten, in denen die Menschen Medien nutzen. Zum Beispiel hören Jugendliche tagsüber Radio, und gehen dann am Abend vermehrt ins Internet." Auch die Tageszeitung spielt weiterhin eine maßgebliche Rolle in der Medienlandschaft, so Riederer. "Die Tageszeitung wird in Zukunft wie auch schon heute eine wichtige Lotsenfunktion haben."
Videobeitrag zu Diskussion: http://de.youtube.com/watch?v=uzKzBZ44Po0
Alle Diskutanten und Moderatoren der media coffee-Reihe 2008 "Im Sog des Internets - Was bleibt übrig von Print, TV und Radio?":
Hamburg, 8. April: * Wolfgang Blau, Chefredakteur ZEIT online * Menso Heyl, Chefredakteur Hamburger Abendblatt * Steffen Klusmann, Chefredakteur Financial Times Deutschland * Joachim Knuth, NDR-Hörfunkdirektor * Fried von Bismarck, Verlagsleiter SPIEGEL Moderation: Meinolf Ellers, Geschäftsführer dpa-infocom
Köln, 27. Mai: * Hans Demmel, Geschäftsführer n-tv * Helmut Heinen, BDZV-Präsident und Herausgeber Kölnische Rundschau * Jochen Rausch, Programmchef 1LIVE, WDR * Ulrich Reitz, Chefredakteur Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) * Frank Thomsen, Chefredakteur stern.de Moderation: Kai-Hinrich Renner, Medienautor WELT / Welt am Sonntag
Frankfurt, 3. Juni * Robert Amlung, Leiter des Bereichs für digitale Strategien des ZDF * Hans-Dieter Hillmoth, Programmdirektor von Hit Radio FFH * Tobias Trevisan, Geschäftsführer FAZ und F.A.Z. Electronic Media GmbH * Peter Turi, Journalist und Geschäftsführer turi2 GmbH * Dr. Uwe Vorkötter, Chefredakteur Frankfurter Rundschau Moderation: Meinolf Ellers, Geschäftsführer dpa-infocom
Berlin, 18. Juni * Jürgen Doetz, Präsident Verband Privater Rundfunk und Telemedien e.V. (VPRT) * Bascha Mika, Chefredakteurin die tageszeitung (taz) * Dagmar Reim, Intendantin Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) * Frank Syré, Chefredakteur Zoomer.de Moderation: Kai-Hinrich Renner, Medienautor WELT / Welt am Sonntag
München, 7. Juli 2008 * Rudolf Bögel, Chefredakteur tz * Hans-Jürgen Jakobs, Chefredakteur sueddeutsche.de * Thomas Knüwer, Reporter der Printredaktion Handelsblatt, Autor des Blogs "Indiskretion Ehrensache" * Mercedes Riederer, Chefredakteurin Hörfunk des Bayerischen Rundfunks * Malte von Trotha, Geschäftsführer dpa Moderation: Michael Geffken, Leiter Journalistenfortbildung an der VDZ Zeitschriften Akademie
Alle Videos zur Veranstaltungsreihe: http://de.youtube.com/profile_videos?user=newsaktuell
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