BLOGPOST: Warum Bilder uns gerade jetzt Nähe bringen
Dieses Jahr wird uns definitiv in besonderer Erinnerung bleiben. Nicht zuletzt wegen der zahlreichen Bilder, die in diesen Zeiten entstehen und den Ausnahmezustand während der Corona-Krise veranschaulichen. 2020 ist auch das Jahr, in dem sich unser PR-Bild Award zum 15. Mal jährt. Vor einigen Tagen ist die Bewerbungsphase gestartet. Welche Auswirkungen wird diese besondere Zeit auf die Bild-Einreichungen und die visuelle Kommunikation haben? news aktuell-Geschäftsführerin und PR-Bild-Award-Initiatorin Edith Stier-Thompson sprach darüber mit Susanne Marell. Die Geschäftsführerin der Kommunikationsagentur JP|KOM hat dieses Jahr den Juryvorsitz des PR-Bild Award inne und ist gemeinsam mit Edith Stier-Thompson Gründungsmitglied des deutschen Chapter von GWPR (Global Women in PR).
Stier-Thompson: Wie geht es Dir in diesen Wochen?
Marell: Meine Familie und ich sind gesund und darüber bin ich sehr froh, denn meine Eltern sind beide über achtzig und versorgen sich noch selbst. Da klopfe ich dreimal auf Holz. Natürlich hat sich, wie bei allen anderen auch, mein Alltag stark verändert. Die Kombination Home-Office und Home-Schooling erfordert nicht nur mein Organisationsgeschick, sondern auch mein Erinnerungsvermögen in Hinblick auf Landschaftszonen, den Dreiklang und Gleichungen mit Variablen. Zugleich ist mein Tagesablauf entschleunigter und ich erlebe Alltagsrituale viel intensiver oder kann mich bewusster mit Themen auseinandersetzen. Und dann gibt es aber auch Augenblicke, da habe ich das Gefühl, dass ich sozusagen neben mir stehe und beobachte, wie ich mich in einem wahr gewordenen Zukunfts-Thriller bewege.
Stier-Thompson: Inwiefern hat sich Euer Arbeitsalltag bei JP|KOM geändert? Und wie beeinflusst Corona das Geschäft?
Marell: Viele Kolleginnen und Kollegen arbeiten im Home-Office, entsprechend regeln wir fast die gesamte Kommunikation und Abstimmung über Telefon, WhatsApp oder Videocalls. Das klappt sehr gut und ist super effizient. Auch der persönliche Austausch geht dabei nicht verloren: zu Beginn der virtuellen Meetings tauschen wir uns gerne mal darüber aus, wer was anhat (Noch im Schlafanzug? Im Jogging-Style? Oder Business-Like?), wer Anzeichen eines Home-Kollers zeigt oder wer Blumen auf dem Balkon eingepflanzt hat. Im Kundengeschäft haben wir in den letzten Wochen vor allem gesehen, dass viele Ansprechpartner die Zeit nutzen, um mit uns Strategien und Konzepte weiterzuentwickeln. Zugleich werden relativ viele Projektentscheidungen um sechs bis acht Wochen verschoben und Workshops mit vielen Teilnehmern fallen aus.
Stier-Thompson: Welche Auswirkungen wird Deiner Meinung nach diese Ausnahmezeit auf die Bild-Einreichungen haben?
Marell: Corona wird im Fokus vieler Einreichungen stehen: Momentaufnahmen von Pflegekräften, Ärzten und Helfern im Einsatz. Fotos von Patienten auf überfüllten Krankenhausgängen und Intensivstationen. Bilder von leeren Straßen, Parks oder Spielplätzen. Bildanimationen vom Virus selbst. Nahaufnahmen von Laborgeräten, von Desinfektionsflaschen oder Schutzmasken. Portraitaufnahmen bekannter Virologen und Politiker. Sicher auch unzählige Screenshots von Videokonferenzen - die sieht man ja tausendfach jeden Tag auf Social Media.
Stier-Thompson: Was werden die besonderen Herausforderungen für die diesjährige PR-Bild-Award-Juryarbeit sein?
Marell: Zunächst müssen wir uns einer Herausforderung stellen, die immer gegeben ist: Aus all den tollen und so verschiedenartigen Einreichungen die Finalisten sorgfältig auszuwählen. Die Diskussionen in der Jury dazu sind erfahrungsgemäß spannend, offen, professionell und zum Glück auch durchaus kontrovers. Abhängig von den weiteren Entwicklungen um Corona müssen wir die Diskussion Anfang Juli vielleicht virtuell führen, das wäre eine neue Herausforderung. Wichtig wird vor allem sein, den Blick offen und geschärft zu halten, für alle Themen, die nichts mit Corona zu tun haben. Oder auch die eigene Betroffenheit und das eigene Erleben der Situation nicht in den Mittelpunkt der Bewertung zu stellen.
Stier-Thompson: Welche Chancen eröffnet die Corona-Krise möglicherweise für die Bild-PR beziehungsweise die Kommunikation im Allgemeinen?
Marell: Jede Krise eröffnet neue, kreative Potenziale, das ist seit Jahrtausenden so. Die künstlerische Auseinandersetzung ist immer eine Form der Verarbeitung ungewohnter oder auch bedrohlicher Situationen. Bilder bekommen aber auch einen noch höheren Stellenwert, da sie uns in der Phase des Social Distancing geliebte Menschen und Dinge näherbringen können.
Stier-Thompson: Welches Bild hat Dich im letzten Jahr besonders beeindruckt?
Marell: Ein Foto von Anas Alkharboutli, das auch auf dem ersten Platz der Rubrik "Features" der dpa-Fotos 2019 gewählt wurde. Es zeigt inmitten von Trümmern in der Provinz Idlib ein Puppenspiel mit vier kleinen Zuschauern. Es ist Anas hervorragend gelungen, den Moment einzufangen: ein kleines Stück Normalität inmitten des Terrors. Ein Symbol für alle Kinder, die ihrer Kindheit und Jugend bestohlen werden, aber die Kraft und den Mut nicht verlieren.
Stier-Thompson: Werfen wir noch abschließend ein Blick in die Glaskugel: Welche Themen werden wir möglicherweise mit den PR-Bildern 2020 verknüpfen?
Marell: Für mich sind das die Schlüsselthemen 2020: Gemeinschaft, Unterstützung, #stayhome, Isolierung, Digitales Arbeiten, Home-Schooling, Impfstoff und viele mehr.
Dieser Beitrag ist ein Original-Post aus dem news aktuell Blog:
https://treibstoff.newsaktuell.de/warum-bilder-uns-gerade-jetzt-naehe-bringen/
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