Alle Storys
Folgen
Keine Story von NABU mehr verpassen.

NABU

NABU-Studie belegt: Kein Schutz von Schutzgebieten vor Gentechnik

Berlin (ots)

Der Anbau von gentechnisch verändertem Mais könnte
auch die Artenvielfalt in Schutzgebieten gefährden, wenn kein 
ausreichender Sicherheitsabstand von den Anbauflächen zu ökologisch 
sensiblen Gebieten besteht. Das geht aus einer NABU-Studie im Auftrag
des Landesumweltamtes Brandenburg hervor. Um die Eignung von Methoden
zum Pollen-Monitoring zu untersuchen, hatte das Land Brandenburg im 
Sommer 2007 im und am Naturschutzgebiet Ruhlsdorfer Bruch 
(Märkisch-Oderland) technische und "biologische" (Bienenvölker) 
Pollensammler eingesetzt.
Die Ergebnisse zeigen: Pollen gelangten in großer Zahl selbst bei 
einer Entfernung von 100 Metern in das geschützte Gebiet. Vor diesem 
Hintergrund fordert der NABU einen Mindestabstand von 1000 Metern zu 
Gen-Feldern, um Gefährdungen durch genmanipulierte Pflanzen in 
Schutzgebieten vorzubeugen. Ferner müsse der Anbau der 
Gentech-Maissorten mit  Mon 810 so lange ausgesetzt werden, bis 
Risiken für Mensch und Natur ausgeschlossen werden können.
"Es ist ein Skandal, dass das von der Bundesregierung 
verabschiedete Gentechnikgesetz den Schutz ökologisch sensibler 
Gebiete vollständig ausspart. Hier muss unverzüglich nachgebessert 
werden", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Während Frankreich und 
einige andere europäische Länder den Anbau von Mon 810 verbieten, ist
er in Deutschland zugelassen. Der Abstand von Gen-Äckern soll nach 
dem Willen der Bundesregierung lediglich 150 Meter zu konventionellen
Anbauflächen, beziehungsweise 300 Meter zu Öko-Äckern betragen. Eine 
Brandenburger Initiative, 800 Meter Abstand zu Schutzgebieten  
vorzusehen, fand in den Ausschüssen des Bundesrates keine Mehrheit. 
Der NABU-Präsident begrüßte Überlegungen des Landes Brandenburg, 
Rahmenbedingungen für Abstandsregelungen zu wertvollen Schutzgebieten
zu entwickeln.
"Das Land Brandenburg hat eine besondere Verantwortung nicht nur 
für ein konfliktfreies Nebeneinander der Landwirtschaftsbetriebe 
untereinander, sondern auch für die Bewahrung seine 
Naturschutzgebiete. Ich hoffe daher auf eine einvernehmliche 
Empfehlung von Naturschützern und Bauernverbänden, die konkrete 
Mindestabstände zu benachbarten Schutzgebieten vorsieht. Dies schafft
die notwendige Rechtssicherheit für den Nutzer der Gentechnik und 
verringert das mögliche Risiko für gefährdete Arten", sagte der 
Beauftragte für Koexistenz im Brandenburger Umweltministerium, Peter 
Rudolph.
Im Naturschutzgebiet Ruhlsdorfer Bruch kommen zwei seltene 
Schmetterlingsarten vor: der Große Feuerfalter und der 
Skabiosen-Scheckenfalter. Von Mitte Juli bis Anfang August 2007 wurde
mit Hilfe von  technischen und "biologischen" Pollensammlern (Bienen)
der Eintrag von Maispollen ins Schutzgebiet ausgewertet. Die 
Flugeigenschaften von Mon 810-Pollen unterscheiden sich nicht von 
konventionellen Maispollen. Es wurde ein überraschend erhöhter 
Eintrag genmanipulierter Pollen an den Sammelstellen gefunden. Auch 
die Bienen erwiesen sich als fleißige Sammlerinnen dieser Pollen: In 
den Bienenkästen fanden sich Einträge in vergleichbarer Größenordnung
wie in den technischen Sammlern. Eine Erklärung hierfür ist der 
intensive großflächige Anbau von Mon 810, für den es bisher kaum 
vergleichbare Erfahrungen gibt, in der Umgebung des Schutzgebietes.
Für 2008 sind dort bislang 519 Hektar Mon 810-Mais für den Anbau 
angemeldet.
Mon 810 enthält ein Gift, das für die Raupen des im Pflanzenbau 
gefürchteten Maiszünslers, einer Schmetterlingsart, tödlich ist. 
Aussagekräftige Untersuchungen, ob dieses Gift auch andere, 
sogenannte "Nicht-Ziel Organismen" wie insbesondere Schmetterlinge 
gefährden, fehlen.
Insgesamt sind in Brandenburg derzeit 2026 Hektar für den Anbau 
von Mon 810-Mais angemeldet, soviel wie in keinem anderen Bundesland;
deutschlandweit sind es über 4350 Hektar.
Im Internet zu finden unter www.NABU.de
Originaltext vom NABU

Pressekontakt:

Dr. Steffi Ober, NABU-Gentechnikexpertin, Tel. 030-284984-1612, mobil
0172-5254198.
Dr. Peter Rudolph, Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und
Verbraucherschutz des Landes Brandenburg, Tel. 0331-8667366.

Original-Content von: NABU, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: NABU
Weitere Storys: NABU
  • 14.02.2008 – 10:15

    NABU stellt Verkehrs-Gutachten zur Festen Fehmarnbelt-Querung vor

    Kiel/Berlin (ots) - Der NABU hat heute in Kiel ein eigenes Verkehrs-Gutachten zur geplanten Fehmarnbeltbrücke vorgelegt. Darin werden die Prognosen der Planer der Festen Beltquerung einer kritischen Betrachtung unterzogen. Das von deutscher und dänischer Seite festgesetzte Verkehrsaufkommen sowie die darauf bauende Kostenkalkulation sind unrealistisch, so das Fazit des Gutachtens. Statt mit rund 8.000 ...

  • 11.02.2008 – 11:30

    NABU: E-Cards mit Naturmotiv und Vogelgezwitscher für den guten Zweck

    Berlin (ots) - NABU und nature-rings.de bieten ab sofort E-Cards mit Naturmotiv und Vogelstimmen als Geschenkidee oder originellen Gruß. Wer die Liebste oder den Liebsten am Valentinstag per E-Mail mit einer blühenden Rose, Tulpe oder Lilie, persönlichem Gruß und dem unnachahmlichen Gesang der Nachtigall überraschen möchte, findet unter www.nature-rings.de ...

  • 08.02.2008 – 10:49

    NABU für TV-Spot mit Designpreis der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet

    Frankfurt am Main (ots) - Der NABU ist für seinen TV-Spot zur Feinstaubbelastung mit dem Designpreis der Bundesrepublik Deutschland in Silber ausgezeichnet worden. Die Trophäe wurde heute von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos in Frankfurt am Main übergeben. "Der Spot des Naturschutzbundes führt dem Zuschauer auf ebenso simple wie effiziente Weise eine ...