Sergej in der Urne
Das bewegte Leben des russischen Naturwissenschaftlers, Einstein-Freundes, Antifaschisten und Frauenhelden Sergej Tschachotin
Dokumentarfilm, Deutschland 2009
Mainz (ots)
Sonntag, 29. Juli 2012, 21.40 Uhr, 3sat
Erstausstrahlung
Wer kann schon von seinem Urgroßvater behaupten, dass er ein Freund Albert Einsteins war und mit dem Verhaltensforscher Iwan Pawlow zusammengearbeitet hat? Filmemacher Boris Hars-Tschachotin kann das. In seinem Dokumentarfilm "Sergej in der Urne" zeichnet er das bewegte Leben seines Urgroßvaters Sergej Stepanowitsch Tschachotin (1883-1973) nach, der, heute nahezu vergessen, einst ein bedeutender russischer Naturwissenschaftler war. Das wundert umso mehr, denn Tschachotin war auch ein politischer Aktivist - und Frauenheld: Fünfmal heiratete er, fünfmal ließ er sich scheiden.
3sat zeigt den Dokumentarfilm über den Intellektuellen, den es im politischen Kampf quer durch Europa getrieben hat. Von Deutschland aus schmuggelte Tschachotin Salpetersäure und Glycerin nach Russland, das dort zum Bombenbau gegen das zaristische Regime verwendet wurde. Später kämpfte er gegen die Nazi-Diktatur in Deutschland, bevor er nach Dänemark fliehen und schließlich Albert Einstein nach London folgen konnte. Tschachotin zeugte acht Söhne, von denen vier in diesem Film zu Wort kommen. So führt dieser Film auch in die Geschichte der Familienauseinandersetzungen, die teilweise mit den politischen Ereignissen verschwimmen. Nach Stalins Tod kehrte Tschachotin in die UdSSR zurück, erhielt als Erfinder des sogenannten Strahlenskalpells ein eigenes Forschungsinstitut, wo er bis zu seinem Tod 1973 arbeitete. Sein letzter Wille, in Korsika bestattet zu werden, hat sich bislang nicht erfüllt. Sergej steht immer noch in der Urne im Pariser Wohnzimmerschrank eines seiner Söhne. Sergejs Urenkel, der Urenkel, möchte das ändern ...
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