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Kulturzeit extra: Zeitenspruenge
Sonntag, 29. Februar 2004, 19.20 Uhr
Erstausstrahlung

Mainz (ots)

Die „Kulturzeit extra“-Ausgabe zum 3sat-Thementag
„Zeitensprünge“ greift in vier Beiträgen Aspekte des Phänomens Zeit
auf:
Das Zeitgefühl ist ein Gefühl: „Kulturzeit extra“ zeigt, wie sehr
unser Tempo, unser Zeitempfinden kulturell geprägt ist, und stellt
das Forschungsergebnis des amerikanischen Psychologen Robert Levine
vor. Levine hat versucht, der Welt eine Landkarte der Zeit
abzugewinnen. Das Ergebnis: Die Schweiz ist das schnellste, Mexiko
das am wenigsten terminfixierte Land auf seiner Skala. Jedes
Individuum und jede Kultur nähmen die Zeit außerdem anders wahr.
Extrovertierte Menschen seien genauere Zeitschätzer als
introvertierte. Für den Hysteriker laufe die Uhr schneller als für
den Melancholiker. Und je älter ein Mensch werde, um so schneller
scheine ihm, die Zeit zu vergehen.
Beschleunigung – über die Veränderung der Zeitstruktur in der
Moderne: Und die Welt selbst scheint immer schneller zu werden. Im
20. Jahrhundert hat sich die Transportgeschwindigkeit um den Faktor
102, die Kommunikationsgeschwindigkeit um den Faktor 107
beschleunigt. Auch soziale Beziehungen, kulturelle Werte und
Lebensstile sind einem immer schnelleren Wandel unterworfen. Zeitnot
und Stress gehören zu den Grundfaktoren des Alltags und beherrschen
unser Empfinden. „Kulturzeit extra“ führt dazu ein Gespräch mit dem
Soziologen Hartmut Rosa.
Zeit im Film: Keine Kunst ist metaphorisch so mit Begriffen der
Zeitlichkeit aufgeladen wie der Film. Im Kino versuchen die Bilder,
das Ungreifbare der Zeit zu erhaschen. Die Komposition des Films,
seine Montagen und Zeitsprünge scheinen das Phänomen „Zeit“ spür- und
sichtbar werden zu lassen. Der Film attackiert Zeit und Raum, um
seine eigene Bewegung zu erreichen, die ständige Verwandlung. Ein
Geflecht der unterschiedlichen Bewegungen schafft einen mythischen
Raum, in dem es keine Gegenwärtigkeit mehr zu geben scheint.
John Cage und die Ewigkeit: Auch John Cages Komposition „ASLSP –
As slow as possible“ versucht, andere Zeitdimensionen erfahrbar zu
machen. Das ungewöhnliche Musikstück wird seit dem 5. September 2001
in Halberstadt aufgeführt. Enden soll es erst 639 Jahre später. Die
Aufführungsdauer sprengt all unsere Vorstellungen von Zeit. Sie lässt
uns, jenen, denen das Denken in längeren Zeiträumen abhanden gekommen
ist, die Ewigkeit imaginieren und macht uns damit zu einem Teil von
ihr. „Kulturzeit extra“ stellt Cages visionäres Projekt vor.
Es moderiert Gert Scobel.
Redaktionshinweis: Eine ausführliche Publikation zum 3sat-
Thementag „Zeitensprünge“ erhalten Sie bei der P & Ö 3sat und unter
www.pressetreff.3sat.de.
Presse und Öffentlichkeitsarbeit 3sat, Peter Bernhard (06131 –
706261)
Mainz, 18. Februar 2004
ots-Originaltext: 3sat
Digitale Pressemappe: 
http://www.presseportal.de/story.htx?firmaid=6348

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