PHOENIX-Pressemitteilung: Chrobog: Möglichst viele Menschen aus Krisenregion Nordafrika aufnehmen
Angst vor Flüchtlingswelle ist italienische Panikmache
Bonn (ots)
Bonn/Berlin, 3. März 2011 - Jürgen Chrobog, ehemaliger Staatssekretär im Auswärtigen Amt, hat in der PHOENIX-Sendung IM DIALOG (Ausstrahlung Freitag, 4. März, 24.00 Uhr, Wh. Sonntag, 6. März, 11.15 Uhr) die europäischen Visa-Beschränkungen für Menschen aus den nordafrikanischen Krisengebieten in Frage gestellt. Diese seien, gerade auch in Deutschland, sehr streng. Man "schotte sich in Europa ab", so Chrobog, müsse sich jetzt jedoch öffnen. "Wir sollten jetzt keine Kosten und Mittel scheuen, um so viele Menschen wie möglich zu uns herüberzuholen, egal was die Visa-Problematik bedeutet." In Deutschland könnten diese beispielhaft demokratische Prozesse beobachten und kennenlernen. Dies sei elementar für den Aufbau einer Zivilgesellschaft in den Heimatländern und für den zukünftigen Einfluss in der arabischen Welt. Man solle "keine Angst vor Terroristen und Menschen, die bleiben wollen" haben, so der ehemalige Staatssekretär.
Dass sich Europa erst so spät auf die Seite der Revolutionäre in Nordafrika gestellt habe, kritisierte er scharf: "Wir haben uns zu spät auf die Seite der Demonstranten gestellt, als die Sache schon gelaufen war." Dies sei, so Chrobog, "mit absoluter Sicherheit ein Vertrauensverlust in diesen Ländern." Man hätte sich dort mehr von Europa erwartet. Daher müsse man dies ausgleichen, indem man sich jetzt öffne.
Den Umgang Italiens mit den Flüchtlingsproblematik auf Lampedusa nannte Chrobog wörtlich eine "italienische Panikmache". Die Flüchtlingsströme würden zwar groß werden, aber nicht im Bereich von mehreren Hunderttausenden. Man könne Flüchtlinge nicht ablehnen, indem man sage, dort sei ja jetzt Demokratie.
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